Melken trotz Hormon-Skandal "Milch Marsch!"
19.07.2002, 09:35 UhrIm Skandal um hormonbelastete Futtermittel gibt es eine positive Nachricht: Die Agrarminister des Bundes und der Länder haben die gesperrten Milchbetriebe teilweise wieder freigegeben. Alle bislang auf das Hormon MPA überprüften Milchproben seien bislang negativ ausgefallen, erklärte ein Sprecher des niedersächsischen Verbraucherministeriums, der an einer Telefonkonferenz der Agrarminister teilgenommen hatte.
Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Verbraucherschutz stellte klar, die betroffenen Betriebe blieben weiterhin gesperrt. Sie dürften lediglich wieder Milch ausliefern. Es dürften jedoch weiterhin keine Tiere geschlachtet und verdächtiges Futter nicht verwendet werden.
1.800 Betriebe gesperrt
Am Vortag hatte innerhalb von nur einem Tag die Zahl der von dem Hormon-Skandal betroffenen Betriebe in Deutschland mehr als versechsfacht. Nach dem Fund des verbotenen Wachstumshormons MPA in Nordrhein-Westfalen waren am Donnerstag mehr als 1.800 Agrarbetriebe gesperrt worden. Sie hätten über zwei Händler in Nordrhein-Westfalen Futtermittel bezogen, dem hormonbelastete Melasse beigemischt worden sei, sagte Landesagrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) am Donnerstag. In den Strudel des Skandals gerieten nunmehr auch Rinder.
MPA auch in Sirup
Das Mainzer Umweltministerium teilte mit, das Hormon MPA sei nun auch in Sirup nachgewiesen worden. Vor kurzem hatte Rheinland-Pfalz 60.000 Liter Sirup der belgisch-niederländischen Firma Bioland Liquid Sugars sichergestellt. Der Sirup sei von seinem Empfänger, einem Fruchtsafthersteller, noch nicht weiterverarbeitet worden.
Nach Hessen gelangten möglicherweise 1,3 Tonnen belastetes Pferdefutter aus Nordrhein-Westfalen. Diese seien eventuell an 13 Futtermittelhersteller gegangen, erklärte das Wiesbadener Agraministerium. Elf andere Betriebe hätten eine noch unbekannte Menge vielleicht verseuchten Futters aus Baden-Württemberg erhalten.
Auch Sachsen betroffen
Als mittlerweile vierzehntes Bundesland ist nun womöglich auch Sachsen von dem Skandal betroffen. Wie aus einer Lieferliste hervorgehe, gingen an einen sächsischen Mischfuttermittelhersteller zwei Tonnen Spezialfutter für Pferde, teilte das Agrarministerium in Dresden mit. Teile der betroffenen Charge seien bereits weitervertrieben worden. Ein weiterer Agrarbetrieb habe 725 Kilogramm von einem eventuell belasteten Rindermineralfutter erhalten, diese jedoch nicht verfüttert. Bei einem dritten Fall gehe es um insgesamt 140 Kilogramm Pferdeergänzungsfutter. Hier seien 90 Kilogramm bereits verfüttert worden.
Damit sind von dem Skandal in Deutschland alle Bundesländer außer den Stadtstaaten Berlin und Bremen betroffen. Möglicherweise belastete Lieferungen gingen auch an alle EU-Mitgliedstaaten außer Finnland, Griechenland, Irland und Österreich.
Quelle: ntv.de