Politik

Auslieferung sorgt für politischen Wirbel Milliardenbetrüger kommt

Srecko Kestner bezeichnete den montenegrinischen Politiker Milo Djukanovic als Paten des organisierten Schmuggels.

Srecko Kestner bezeichnete den montenegrinischen Politiker Milo Djukanovic als Paten des organisierten Schmuggels.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Schlüsselfigur des internationalen Zigarettenschmuggels mit Milliardenschäden wird von Bosnien an Deutschland ausgeliefert. Sollte der Mann auspacken, wird es eng für den wichtigsten Politiker Montenegros. Der stelllt sich am Wochenende zur Wahl als Regierungschef.

Späte Genugtuung für den inzwischen pensionierten Augsburger Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Kolb und den deutschen Zollfahnder Günther Herrmann, die ihr halbes Berufsleben an der Aufdeckung des milliardenschweren Zigarettenschmuggels in den 90er Jahren gearbeitet hatten: Srecko Kestner, eine der Schlüsselfiguren, wird an Deutschland ausgeliefert. Nach rechtskräftigem Urteil habe das bosnische Justizministerium am 2. Oktober der Auslieferung des 57-Jährigen endgültig grünes Licht gegeben, sagte eine Gerichtssprecherin.

Für die praktisch jeden Tag erwartete Abschiebung Kestners nach Deutschland seien die bosnische Grenzpolizei und Interpol Wiesbaden zuständig, so die Sprecherin weiter. Die deutschen Behörden hatten schon früher jeden Kommentar zu dem Fall abgelehnt. Der Mann mit deutschem Vater und kroatischen Pass hatte 2001 Milo Djukanovic, den wichtigsten Politiker in Montenegro, als den Paten des groß angelegten Schmuggels bezeichnet. Dabei waren Lastwagen mit Zigaretten zoll- und steuerfrei aus der Schweiz nach Montenegro transportiert worden, von wo sie über Italien auf dem Schwarzmarkt in Westeuropa landeten.

Ankläger Kolb und Zollfahnder Herrmann hatten nach eigener Aussage den Schmuggel "lückenlos bewiesen", der einen Schaden von "wenigstens zehn Milliarden Euro" angerichtet habe. Dennoch - so die beiden - sei in Westeuropa aus politischen Gründen keine Anklage erhoben worden. Man habe in Montenegro den damals wie heute wichtigsten Politiker Djukanovic stützen wollen. Der jetzt vor der Auslieferung an Deutschland stehende Kestner hatte schon vor Jahren behauptet, Djukanovic habe säckeweise Geld aus dem Schmuggelgeschäft erhalten. Der Politiker selbst hatte lediglich von "Transitgebühren" gesprochen, die ausnahmslos in die Staatskasse gewandert seien.

Djukanovic, der vor zwei Jahren der Politik Lebewohl gesagt hatte, will nach den bevorstehenden Parlamentswahlen am nächsten Sonntag wieder als Regierungschef zurückkehren. Damit erhielte er Immunität vor Strafverfolgung. Nach Behauptungen der montenegrinischen Opposition wollen die USA und die EU Djukanovic aus der Politik drängen, weil er in viele zwielichtige Geschäfte verwickelt sein soll. Eine Aussage von Kestner vor einem deutschen Gericht könnte die Lage für Djukanovic erschweren.

Quelle: ntv.de, dpa

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