Öko-Energierevolution Mittel gegen die Finanzkrise
27.10.2008, 17:32 UhrGlobale Klimaschutz-Maßnahmen können nach Ansicht der Öko-Energiebranche und der Umweltorganisation Greenpeace die bedrohte Weltkonjunktur beleben und damit auch der Finanzkrise entgegenwirken. Vor allem aber zur Erreichung der Klimaziele müsse die Politik weltweit sofort umschalten und fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas durch erneuerbare Energien wie Wind-, Sonnen- und Wasserkraft ersetzen, sagte Greenpeace-Energieexperte Sven Teske in Berlin.
Das belege die jetzt fertig gestellte Wissenschafts-Studie "energy (r)evolution" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag von Greenpeace und des Europäischen Dachverbandes für Erneuerbare Energien (EREC).
Wirtschaftlich interessant
"Viel Zeit ist nicht mehr, denn der weltweite Ausstoß des gefährlichen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) darf nur noch bis 2015 ansteigen.", sagte Teske. "Sonst wird das globale Ziel verfehlt, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert bei höchstens 2 Grad Celsius zu halten." Diese Zielmarke habe in etwa auch der Weltklimarat 2007 herausgestellt.
Eine solche Energie-Revolution sei machbar und wirtschaftlich für die Unternehmen interessant, bestätigte der Europäische Dachverband für die Erneuerbaren Energien Industrie (EREC). Die hohen Investitionen in Erneuerbare Energien von 9 Billionen Dollar ließen sich leicht finanzieren, sagte der politische EREC-Direktor Oliver Schäfer.
So käme es bis 2030 allein im Strombereich zu 18 Billionen Dollar Einsparungen bei den Brennstoffkosten für Kohle, Gas und Öl. Die Öko-Energien könnten bis dahin ihren jährlichen Umsatz von derzeit 70 Milliarden Euro auf 360 Milliarden Euro verfünffachen und dann die Hälfte des weltweit benötigten Strombedarfs decken.
Atomenergie soll 2020 auslaufen
Neue Kohle-Kraftwerke sollen nicht mehr genehmigt werden. Die Atomenergie soll - planmäßig bis 2020 - auslaufen. Begleitet werden soll der konsequente Umstieg auf "Erneuerbare" von rigorosen Energie-Einsparungen in den Bereichen Verkehr, Heizung und Stromverbrauch.
"Der Klimaschutz ist auch eine Chance für die Weltwirtschaft", sagte Teske. "In den letzten Wochen sind gigantische Geldmengen durch die globale Finanzkrise regelrecht verdampft." Die Klimakrise sei dabei in den Hintergrund getreten, obwohl deren langfristigen Folgen noch viel gravierender seien. "Vor allem in Deutschland könnte nun diese Energierevolution die Wirtschaft in Schwung bringen."
Finanzielle Hilfen für Entwicklungsländer
Im Dezember 2008 müssen laut Teske im polnischen Posen (Poznan) die richtigen Weichen der Weltgemeinschaft für ein Kyoto-Nachfolgeabkommen zum Klimaschutz gestellt werden, das für Ende 2009 in Kopenhagen angestrebt wird. Während die Industrieländer schon bald den Energieverbrauch reduzieren sollen, wird den Entwicklungsländern vorerst ein abgeschwächter Verbrauchs-Zuwachs zugestanden. Ihnen sollen die Industrieländer aus ihren CO2-Emissionshandels-Einnahmen die Teilhabe am Ausbau Erneuerbarer Energien finanziert werden.
Die DLR-Studie unterstellt bis zum Jahr 2050 ein Wachstum der Weltbevölkerung um rund 3 auf 9,2 Milliarden und der Weltwirtschaft um im Schnitt jährlich 3,3 Prozent. Beim Ölpreis wird mit einem Anstieg auf 100 Dollar im Schnitt des Jahres 2010 und 140 Dollar in 2050 gerechnet. Erneuerbare Energien sollen im Jahr 2020 bereits ein Drittel des weltweiten Strombedarfs liefern. In 2030 sollen es 50 Prozent und 250 mehr als 80 Prozent sein.
Quelle: ntv.de