Politik

Kirch erst am Montag pleite Müller will für 2. Liga bürgen

Die Bundesregierung wird sich im Notfalle einer Bürgschaft für die Fußball-Bundesliga nicht verschließen. Das erklärte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller am Freitag im "DeutschlandRadio Berlin". Dies gelte für den Fall, dass keine Kirch-Gelder mehr an die Vereine fließen und Bankkredite notwendig würden. Damit konkretisierte der parteilose Wirtschaftsminister Äußerungen von Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, die Regierung plane vorerst nicht, den Vereinen Bürgschaften anzubieten, sollte die Kirch-Gruppe Insolvenz anmelden.

Müller stellte klar, dass es dabei nicht um die Finanzierung von hoch bezahlten Profis aus Steuermitteln gehe. Hilfe benötige in diesem Fall vielmehr vor allem die 2. Liga. Ansonsten drohe der Spielbetrieb dort zusammenzubrechen. Darauf müsse sich die Politik rechtzeitig einstellen.

Heye hatte zuvor erklärt, es bestünde kein Handlungsbedarf mehr, weil es offensichtlich eine Zusage Kirchs gebe, die nächste Rate für die Übertragungsrechte zu überweisen. Heye spielte auf eine Aussage des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) an. Stoiber hatte in Berlin gesagt, die Fußballvereine müssten nicht um die nächste Rate für die TV-Übertragungsrechte bangen. Er habe klare Signale, dass Kirch bis zum 15. Mai seinen Verpflichtungen in Höhe 100 Mio. Euro nachkomme.

Den Bürgschafts-Plan von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) nannte Stoiber einen "absoluter Rohrkrepierer". Er lehne es strikt ab, dass der Profifußball direkt von den deutschen Steuerzahlern finanziert werde. Angesichts von vier Mio. Arbeitslosen sei die Idee "skandalös". Auch Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) lehnte Bürgschaften ab.

Insolvenzantrag am Montag - und dann sanieren?

Unterdessen war am Freitag klar, dass die Kirch-Gruppe erst am Montag einen Insolvensanzantrag stellen kann - bis Büroschluss des Münchner Amtsgerichts um 15 Uhr war kein Antrag eingegangen. Allerdings galt es in Unternehmenskreisen als sicher, dass Kirch am Montag diesen Schritt gehen wird.

Am Abend allerdings deutete sich eine überraschende Wende an. Nach einem Bericht der englischen "Financial Times" arbeiten vier Gläubigerbanken auf Hochtouren an einer Auffanggesellschaft. Diese soll nach einem Insolvenzantrag des Unternehmens die Kontrolle über den Konzern übernehmen. Bereits am Montag soll der Plan auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Von den Banken gab es zunächst keine Bestätigung.

Ohne Kirch-Millionen wird es eng

Bis 2004 entfallen jährlich 375 Mio. Euro für die Bundesliga-Übertragungsrechte. Für viele der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga würde es bei einer Kirch-Pleite eng. Der Deutschen Fußball Liga zufolge geht es bei einer Bürgschaft um rund 200 Mio. Euro. Die Vereine könnten dann - gesichert durch diese staatlichen Garantien - Überbrückungskredite aufnehmen.

Bundesliga bastelt an Rettungsplänen

Die Fußball-Bundesliga bastelt derzeit an Rettungsplänen. Bayern-München-Vorstandsmitglied Uli Hoeneß will ARD und ZDF in die Verantwortung nehmen. Sie hätten die "Pflicht, dem Fußball-Fan die Bundesliga zu erhalten ". Dortmunds Präsident Gerd Niebaum verteidigte die eventuelle Inanspruchnahme staatlicher Bürgschaften. Der Fußball schaffe so viele Arbeitsplätze, nehme eine gesellschaftspolitische Aufgabe wahr und spüle erhebliche Steuergelder in Eichels Kasse - da sei es vertretbar, wenn der Staat dem Profifußball helfe, eine unverschuldete Schieflage zu überwinden.

Quelle: ntv.de

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