Politik

Truppenverstärkung für Afghanistan NATO entsendet 7000 Soldaten

Die NATO und ihre Partnerländer wollen im kommenden Jahr mit einer massiven Truppenaufstockung den Durchbruch im Kampf gegen die Taliban schaffen. Etwa 25 Staatenn folgen damit dem Appell von US-Präsident Obama. Deutschland gerät durch die Zusagen zunehmend unter Zugzwang, sein Engagement zu verstärken.

NATO-Generalsekretär Rasmussen: Wir lassen nicht zu, dass Afghanistan zurückfällt in die Hände von Terroristen und Extremisten.

NATO-Generalsekretär Rasmussen: Wir lassen nicht zu, dass Afghanistan zurückfällt in die Hände von Terroristen und Extremisten.

(Foto: AP)

Die NATO will die Truppen massiv verstärken, um das Ruder im Kampf gegen die Taliban herumzureißen und die Voraussetzungen für einen Truppenabzug zu schaffen. Nach den bisherigen Angeboten werden im kommenden Jahr insgesamt fast 140.000 Soldaten aus den 28 NATO-Staaten und 15 verbündeten Ländern unter ISAF-Kommando in Afghanistan stehen. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erklärte, der Einsatz werde sich künftig mehr als bisher auf Hilfe für die afghanische Bevölkerung und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes konzentrieren.

NATO-Diplomaten zufolge ist ein Großteil der zugesagten 7000 Kräfte Personal zur Ausbildung der afghanischen Armee und Polizei, die bisher jeweils etwa 90.000 Mann stark sind. Die Afghanen müssten in die Lage versetzt werden, selbst für die Sicherheit des Landes zu sorgen, sagte Rasmussen.

Ab 2010 werde begonnen, ihnen die Verantwortung dafür zu übergeben. Doch dies heiße nicht, dass die NATO gleichzeitig abziehe. "Übergabe bedeutet aber nicht Ausstieg - da sollte es kein Missverständnis geben", sagte Rasmussen. "Wir lassen nicht zu, dass Afghanistan zurückfällt in die Hände von Terroristen und Extremisten."

Berlin braucht Zeit

Bundesaußenminister Westerwelle will die Debatte weg von der Truppenstärke führen.

Bundesaußenminister Westerwelle will die Debatte weg von der Truppenstärke führen.

(Foto: AP)

Außenminister Guido Westerwelle lehnte es ab, vor der internationalen Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London über eine Verstärkung des deutschen Militärs zu reden. Er erklärte, aus deutscher Sicht müsse in den kommenden vier Jahren eine Abzugsperspektive erarbeitet werden.

Die Bundesregierung will erst Ende Januar über eine Truppenaufstockung entscheiden. "Eine Debatte, die sich lediglich auf die Frage verkürzt, wie viel Soldaten mehr oder nicht - das ist aus unserer Sicht weder zielführend noch angemessen", so Westerwelle. Der US-Präsident habe sich seine Entscheidung reiflich überlegt. "Niemand erwartet von uns, dass wir drei Tage nach der Rede schon zu allem Ja und Amen sagen." Die Diskussion über die Strategie im Bündnis sei bisher zu kurz gekommen. Westerwelle bekräftigte, dass sich Deutschland jedoch stärker bei der Polizeiausbildung engagieren werde.

Eine wachsende Zahl von Bürgern sieht den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan mittlerweile kritisch. 69 Prozent der Bürger sprechen sich dafür aus, dass die Bundeswehr möglichst schnell aus Afghanistan abziehen sollte.

Appell von Miliband

Der britische Außenminister David Miliband drängte die bisher zurückhaltenden Länder zu stärkerem Engagement. "Ich glaube, jeder Außenminister bei diesem Treffen und jede Regierung muss sich fragen, ob sie alles tun, was möglich ist, auf der militärischen und der zivilen Seite, um einen Erfolg in Afghanistan zu sichern." US-Außenministerin Hillary Clinton äußerte Verständnis dafür, dass einige Verbündete politisch noch nicht wo weit seien, öffentlich neue Zusagen abzugeben.

Auf die Frage, ob es Zusagen von Deutschland und Frankreich gegeben habe, sagte Rasmussen, es habe Andeutungen über zusätzliche Beiträge von NATO-Verbündeten und Partnerländern in den kommenden Wochen und Monaten gegeben. Der Bundestag hatte am Donnerstag das Mandat für den Afghanistan-Einsatz von bis zu 4500 Soldatinnen und Soldaten um ein Jahr verlängert.

Eine Aufstockung der deutschen Truppen gilt als wahrscheinlich, da das Mandat mit derzeit rund 4400 Soldaten am Hindukusch schon fast ausgeschöpft ist. Ein NATO-Diplomat sagte, die künftige stärkere Orientierung der Amerikaner weg vom Militäreinsatz hin zum zivilen Aufbau mache es den Europäern leichter, den USA zur Seite zu stehen.

Quelle: ntv.de, dsi/rts/AFP

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