Tripolis auch tagsüber unter Beschuss NATO erhöht den Druck
28.05.2011, 12:45 Uhr
Eine Rauchsäule über Tripolis (Archiv).
(Foto: AP)
Nach den schweren Luftschlägen in der Nacht fliegt die NATO nun auch tagsüber Angriffe gegen die libysche Hauptstadt Tripolis. Der Ton Moskaus gegenüber Machthaber Gaddafi wird unterdessen schärfer. Das erhöht den Druck auf den Diktator deutlich.
Die Nato hat mit vermehrten Angriffen auf Tripolis den Druck auf Machthaber Muammar Gaddafi erhöht. In der Nacht zum Samstag zerstörten Kampfjets des Bündnisses mit Präzisionswaffen nach Angaben eines britischen Militärsprechers Wachtürme des Gaddafi-Stützpunkts Bab al-Asisijah. Wenig später flog die Nato auch bei Tage einen Luftangriff auf die Hauptstadt, was bislang selten vorkam. Ziel sei eine Fahrzeughalle "etwa 600 bis 800 Meter östlich von Gaddafis so genannten privatem Zeltgelände" gewesen, hieß es.
Die NATO greift auf Grundlage einer UN-Resolution seit März Gaddafis Streitkräfte an. Damit unterstützt sie Aufständische, die ein Ende seiner 41-jährigen Herrschaft fordern. Militärisch herrscht im Bürgerkrieg eine Patt-Situation.
Cameron sieht Kampagne in Schwung
Es lägen Anzeichen vor, dass die Kampagne gegen den Machthaber zunehmend in Schwung komme, sagte der britische Premierminister David Cameron am Freitag auf einem G8-Gipfel im französischen Deauville. "Also ist es richtig, dass wir den militärischen, den wirtschaftlichen und den politischen Druck erhöhen." Unterstützung erhält die NATO dabei überraschend nun auch von Russland. Präsident Dmitri Medwedew - bislang ein entschiedener Kritiker des seit zehn Wochen andauernden internationalen Militäreinsatzes - schlug am Rande des Treffens in Frankreich einen neuen Ton an, als er sagte, Gaddafi "muss weg". Zugleich kündigte er an, einen Sondergesandten nach Libyen zu schicken.
Die libysche Regierung sieht sich von den Forderungen der G8-Staaten "nicht betroffen". Der stellvertretende libysche Außenminister Chaled Kaaim wies zudem ein Vermittlungsangebot Russlands zurück. Tripolis werde keine Vermittlung akzeptieren, die den Friedensplan der Afrikanischen Union (AU) schwäche, so Kaaim. Jede Lösung des Konflikts müsse über die AU laufen.
Die G8-Staaten hatten erklärt, Gaddafi habe "keine Zukunft in einem freien, demokratischen Libyen". Erstmals schloss sich auch Russland der Forderung nach dem Rücktritt Gaddafis an. Moskau hatte zuvor wiederholt die NATO-Luftangriffe in Libyen scharf kritisiert.
Oppositionelle leisten gewaltlosen Widerstand
Oppositionelle, die in Tripolis von den Sicherheitskräften Gaddafis an Demonstrationen gehindert und massiv verfolgt werden, entwickelten indes eine neue, gewaltlose Widerstandstaktik. Sie stellen an belebten Plätzen heimlich Kassettenrekorder und Lautsprecher auf, berichtete die Oppositions-Webseite "libyafeb17.com". Dann setzen sie die Anlagen aus sicherer Entfernung in Gang, um von Gaddafi verbotene Lieder wie etwa die alte libysche Unabhängigkeitshymne abzuspielen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP