Kurs auf den Landtag NRW-Piraten küren Quartett
25.03.2012, 15:30 Uhr
Vollbart, Sakko, ergrautes Haar - Paul passt nicht in das Klischee der "hippen" und unangepassten Piraten.
(Foto: dpa)
Die Piraten wollen in den NRW-Landtag - zwei aufreibende Tage lang kürten sie dafür ihre Kandidaten. Das Rennen um Listenplatz Eins macht unerwartet nicht der Landeschef, sondern ein eher unbekannter Medienpädagoge. Der sagt seiner Partei "Lernprozesse" voraus.
Mit nervenaufreibenden Dauerdebatten haben die Piraten am Wochenende ihre Kandidaten für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen bestimmt. Bis zum frühen Sonntagnachmittag stand nach rund 15-stündiger Diskussion gerade mal Platz 1 der Landesliste fest: Der politisch bislang eher unerfahrene Medienpädagoge Joachim Paul aus Neuss schaffte mit 202 von 398 Stimmen die nötige 50-Prozent-Hürde. Der als Favorit gehandelte Piraten-Parteichef Michele Marsching war im ersten Wahlgang am Samstag knapp am Quorum gescheitert.

"Ich trinke Wodka. Ohne Eis. Danke" - diese ungewöhnliche Botschaft übermittelte die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weisband mit Hilfe ihrer Halskette. Verschlüsselt war die Mitteilung als QR-Code: Dabei handelt es sich um eine quadratische Matrix aus schwarzen und weißen Punkten, die codierte Daten darstellen.
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Marsching (33) landete schließlich am Sonntag mit 270 von 361 Stimmen (74,79 Prozent) doch auf einem der ersten Listenplätze und schaffte damit den Sprung in das Führungsquartett. Für die Piraten ziehen außerdem der Neusser Feuerwehrmann Lukas Lamla (280 Stimmen/77,56 Prozent) und Marc Olejak (272/75,35 Prozent), Schriftsetzer aus Düsseldorf, in den Wahlkampf. Bei dem Parteitag durften alle anwesenden Mitglieder wählen. Allein für die ersten 20 Listenplätze gab es mehr als 100 Bewerber.
Der promovierte Biophysiker Paul kündigte nach seinem Wahlerfolg an, mit einem Spitzenteam in den Wahlkampf zu gehen: "Ich will mit einem Netz, einem Team in den Landtag einziehen", sagte er. Gedacht sei an ein Quartett der ersten vier Listenplätze für den Wahlkampf. So war dies auch ursprünglich geplant gewesen - nur hatte das Quorum den Plan zunichte gemacht.
"Wir haben sehr viele Lernprozesse vor uns", räumte der 54-Jährige ein. "Wir treten nicht an, um Politik unmöglich zu machen." Als seine thematischen Schwerpunkte sieht der Pirat aus Neuss die Bereiche Bildung, Forschung und Medien.
Die Partei hat in NRW gute Aussichten auf den Einzug in den Landtag. Sie liegt nach Umfragen um die 6 Prozent. 2010 hatten die Piraten bereits für den NRW-Landtag kandidiert und 1,6 Prozent der Stimmen erreicht.
Mitte April kommt die Partei zu einem weiteren zweitägigen Parteitag zusammen. Dann soll das Wahlprogramm festgezurrt werden. Vor allem bei Bildungs- und Wirtschaftsthemen könnten die nordrhein-westfälischen Piraten punkten, sagte die politische Bundesgeschäftsführerin Marina Weisband in Münster: "NRW ist in vielerlei Hinsicht piratisch gesehen ein Vorreiter."
Quelle: ntv.de, dpa