"Noch immer ein Risiko" Nach Ankunft von Scholz: Luftalarm in Kiew
16.06.2022, 09:46 Uhr
Eine Straßenbunkeranlage in Kiew
(Foto: dpa)
Kurz nach der Ankunft von Bundeskanzler Scholz in Kiew wird in der ukrainischen Hauptstadt Luftalarm ausgelöst. Erst nach einer halben Stunde wird dieser wieder aufgehoben. Kiews Bürgermeister Klitschko spricht von einem Risiko, Kiew zu besuchen. "Es können weiter jederzeit Raketen einschlagen".
Kurz nach der Ankunft von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew ist in der ukrainischen Hauptstadt Luftalarm ausgelöst worden. Nach etwa einer halben Stunde wurde dieser wieder aufgehoben. Auch in zahlreichen weiteren Landesteilen gab es Luftalarm. Scholz besucht gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi Kiew, um dort Gespräche mit der ukrainischen Führung zu führen.
Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko den Besuch gewürdigt und zugleich vor Raketen auf die Hauptstadt gewarnt. "Das ist ein Zeichen großer Unterstützung in einer Zeit, in der es immer noch ein Risiko ist, Kiew zu besuchen, denn es können weiter jederzeit Raketen einschlagen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Nach den Worten von Klitschko hat der Besuch "vor allem große Symbolbedeutung und zeigt die Unterstützung für die Ukraine in Zeiten des Krieges". Stabilität in Europa könne es nur dann geben, "wenn Putin diesen grausamen Krieg gegen unser Land endlich beendet".
Scholz, Macron und Draghi waren am Morgen mit einem Sonderzug in die ukrainische Hauptstadt gereist. Dort wollen sie mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über die weitere Unterstützung für das von Russland angegriffene Land sprechen sowie über den Wunsch der Ukraine, in die EU aufgenommen zu werden. Wenig später teilte auch Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis mit, dass er ebenfalls in Kiew eingetroffen sei.
Selenskyj fordert weitere schwere Waffen
Seit Mitte März sind zahlreiche Staats- und Regierungschefs in die Ukraine gereist, die sich nun schon seit fast vier Monaten gegen den Angriff der russischen Streitkräfte zur Wehr setzt. Dieser Besuch ist aber zweifellos der bedeutendste: Scholz, Macron und Draghi repräsentieren die drei bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten EU-Länder. Alle drei Staaten gehören zur G7, in der sich demokratische Wirtschaftsmächte zusammengeschlossen haben. Selenskyj fordert von Europa die Lieferung weiterer schwerer Waffen und dass die EU schon in der kommenden Woche auf ihrem Gipfel in Brüssel einer Kandidatur der Ukraine für eine Mitgliedschaft zustimmt.
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, bezeichnete den Besuch von Scholz in seinem Land als "wichtiges Signal". Es sollte "ein neues Kapitel deutscher Unterstützung für die Ukraine aufschlagen", sagte Melnyk. Es brauche dringend eine neue Weichenstellung.
Erst vor wenigen Tagen musste der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra wegen eines Luftalarms bei seinem Besuch in Kiew eine Zeit lang in einem Bombenkeller verbringen. Der 46-Jährige brachte sich vor einem geplanten Treffen mit Bürgermeister Klitschko in Sicherheit, als die Sirenen vor russischen Luftangriffen warnten.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa