Politik

Kremlgegner seit Februar in Haft Nawalny klagt gegen seine "Folter"

Nawalny geht auch gegen seine Einstufung als Fluchtgefährdeter vor.

Nawalny geht auch gegen seine Einstufung als Fluchtgefährdeter vor.

(Foto: dpa)

Seit mehreren Monaten sitzt Kremlkritiker Alexej Nawalny nun bereits im Gefängnis. Die Bedingungen sind extrem streng, der 44-Jährige kritisiert seine Haft als Folter. Dagegen will er vorgehen. Derweil werden seine Mitarbeiter zunehmend politisch verfolgt - im September stehen Parlamentswahlen an.

Der im Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny will sich gerichtlich bessere Bedingungen erkämpfen. Ein Moskauer Gericht setzte nach einem kurzen Termin am Mittwoch einen Prozess für den 22. Juni an, bei dem der 44-Jährige gegen seine Einstufung als Fluchtgefährdeter vorgehen will. Wegen angeblicher Fluchtgefahr gelten die Haftbedingungen als besonders streng, der Oppositionsführer steht unter ständiger Beobachtung.

Nawalny kritisiert die Haft als Folter, weil er zum Beispiel mehrfach nachts durch einen Wachmann gefilmt und geweckt werde. Er verlangt das Recht auf einen achtstündigen Schlaf ohne Unterbrechung.

Der Gegner von Kremlchef Wladimir Putin hält das Vorgehen gegen ihn für politisch motiviert. Er klagt zudem vor anderen Gerichten etwa um das Recht auf Zugang zu Büchern und Zeitungen im Straflager sowie auf Einhaltung der Rechte seiner Anwälte, die vom Strafvollzug bei ihrer Arbeit behindert worden sein sollen.

Regionalteams als extremistisch eingestuft

Nawalnys Mitarbeiter kritisierten indes eine zunehmende politische Verfolgung. Die Staatsanwaltschaft in Moskau will Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung FBK von einem Gericht als extremistisch einstufen und damit verbieten lassen. Frühere und aktuelle Mitarbeiter der Stiftung würden derzeit zu Vernehmungen geladen, hieß es. Russlands Ermittlungskomitee wirft der Stiftung, die Schmiergeldaffären im russischen Machtapparat aufdeckt, Betrug vor. "Es ist klar, dass das alles gegen Nawalny gerichtet ist", sagte Stiftungsdirektor Iwan Schdanow, der im Ausland lebt.

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Die politisch tätigen Regionalstäbe Nawalnys haben ihre Arbeit bereits eingestellt, weil die Behörden sie als extremistisch einstuften. Nawalnys Team kritisiert die Vorwürfe als inszeniert, um die Opposition bei der Parlamentswahl im September auszuschalten. Die Duma hatte am Dienstag in erster von drei Lesungen über ein Gesetz abgestimmt, dass es Unterstützern extremistischer Organisationen verbietet, bei Wahlen zu kandidieren.

Das von der Regierungspartei Geeintes Russland eingebrachte Gesetz soll rückwirkend angewandt werden - also auf all jene Unterstützer Nawalnys, die in der Vergangenheit für ihn arbeiteten oder ihm Geld gaben, ohne dass die Stiftung da schon verboten war.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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