Die USA machen Jagd Neue Angriffe in Somalia
10.01.2007, 09:29 UhrDer erste amerikanische Militäreinsatz in Somalia seit Beginn der 90er Jahre hat international Besorgnis ausgelöst. Die UN, Deutschland und Frankreich kritisierten, dass unter den mindestens 30 Toten der Luftangriffe auch zahlreiche Zivilisten sein sollen. Sie äußerten auch die Befürchtung, dass sich der Konflikt ausweiten könnte.
Nach Angaben von Augenzeugen und somalischen Soldaten sollen bei weiteren Luftangriffen nahe der Halbinsel Ras Kamboni an der Grenze zu Kenia erneut zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sein. Dort sollen islamische Milizen Zuflucht gesucht haben. Ein Sprecher der somalischen Übergangsregierung dementierte die Berichte.
US-Spezialeinheiten im Land
Der US-Einsatz in dem ostafrikanischen Land ist möglicherweise umfangreicher als bisher bekannt. Die Zeitung "Boston Globe" berichtete unter Berufung auf US-Militärs, amerikanische Spezialeinheiten seien bereits vor zwei Wochen gemeinsam mit äthiopischen Soldaten in Somalia eingerückt. Vor der somalischen Küste kreuzen mehrere US-Kriegsschiffe, um islamische Milizen an der Flucht über das Meer zu hindern. Die USA wollen seit langem verhindern, dass Somalia Zufluchtsort für Terroristen wird.
Angriffe auf El-Kaida-Terroristen
Die USA haben nach eigenen Angaben bereits am Sonntag mutmaßliche El-Kaida-Terroristen aus der Luft angegriffen. Nach Augenzeugenberichten gab es auch am Montag und Dienstag Luftangriffe auf mehrere Orte im Süden des Landes. Dabei sollen insgesamt 60 Menschen ums Leben gekommen sein, unter ihnen viele Viehhirten. Die Herkunft der Angreifer blieb unklar. Die somalische Regierung war nach eigenen Angaben über Angriffe der USA informiert und rechtfertigte den Einsatz gegen mutmaßliche Terroristen.
Acht Terroristen getötet
Äthiopiens Ministerpräsident Meles Zenawi sagte in Addis Abeba, bei dem US-Luftangriff seien "acht Terroristen" getötet worden. Fünf weitere seien verletzt und von äthiopischen Soldaten festgenommen worden.
Ungewiss ist, ob dabei der als Terrorist gesuchte Fazul Abdullah Mohammed ums Leben kam. Er wird als einer der Verantwortlichen für die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gesucht, bei denen mehr als 200 Menschen starben. Der 34-Jährige steht auf der Liste der meistgesuchten Terroristen der Bundespolizei FBI. Auf ihn ist ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt. Die US-Regierung äußerte sich nicht zu den Berichten über seinen Tod.
Ban befürchtet Eskalation
Eine UN-Sprecherin in New York erklärte: "Ungeachtet der Motive der berichteten Militäraktion fürchtet der Generalsekretär (Ban Ki Moon), dass das Vorgehen eine neue Dimension in den Konflikt einbringt und die Feindseligkeiten möglicherweise noch eskalieren lässt." Für die Bundesregierung erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, man habe mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass auch Zivilisten ums Leben gekommen sein sollen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Paris erklärte, die Luftangriffe "machen die Lage in Somalia komplizierter und können die schon sehr großen Spannungen in diesem Land erhöhen".
Unterdessen kamen bei einem erneuten Anschlag auf ein äthiopisches Militärlager in Mogadischu am Dienstagabend nach Augenzeugenberichten drei Menschen ums Leben. Auch am Mittwoch waren in der Hauptstadt Schießereien zu hören. Das mit den USA verbündete Äthiopien hatte Ende Dezember Truppen nach Somalia geschickt, um die islamischen Milizen zu vertreiben, die weite Teile des Landes kontrollierten.
Quelle: ntv.de