Politik

DDR-Altlasten Nitrofen-Quelle gefunden

Der Nitrofen-Skandal ist aufgeklärt: Das bundesweit verkaufte Öko-Getreide wurde in einem Lager einer Saatgutfirma in Mecklenburg-Vorpommern mit dem verbotenen Pflanzenschutzmittel kontaminiert.

Bei der Firma handelt es sich nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) um die Norddeutsche Saat- und Pflanzengut AG Neubrandenburg (NSP), die ihr Öko-Getreide in einer mit Nitrofen kontaminierten Halle gelagert hatte. Zu DDR-Zeiten diente die Halle als "Lagerstätte der Staatsreserve an Pflanzenschutzmitteln der drei Nordbezirke".

Eine Fegeprobe in der Halle ergab laut Backhaus eine Belastung von 2.000 Milligramm Nitrofen pro Kilogramm Staub. Dieser extrem hohe Wert erkläre auch die hohe Belastung des Getreides. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte die NSP die Halle in Malchin bei Neubrandenburg im Oktober 2001 gemietet. Sie war nach der Wiederveinigung 1990 durch die Treuhand privatisiert und vom Bund ohne Auflagen veräußert worden.

Der Betrieb wurde laut Landesministerium sofort gesperrt. Auch Niederlassungen in anderen Bundesländern seien betroffen. Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt seien eingeschaltet worden. Der Verbleib von weiterem in der Halle gelagerten Getreide ist allerdings unklar. Außer den nach Niedersachsen gelieferten 304 Tonnen Öko-Weizen hätten 50,6 Tonnen Lupine sowie 72 Tonnen anderer Weizen in der Halle gelagert, hieß es im Agrarministerium. Die Lupine seien vollständig ausgeliefert worden, vom Getreide befänden sich noch zehn Tonnen in der Halle.

Künast: "Kein Öko-Skandal"

Verbraucherschutzministerin Renate Künast sagte, es gebe keinerlei Anhaltspunkte für weitere Quellen der Verunreinigungen. "Das ist und war kein Öko-Skandal", sagte sie erleichtert. Die Affäre sei "kein Problem des ökologischen Landbaus, sondern der alten Strukturen". Die Verbände der ökologischen Lebensmittelwirtschaft warfen dem Saatgut-Betrieb eine "unvorstellbare Verantwortungslosigkeit" vor.

Dem niedersächsischen Futtermittelhersteller GS agri, der rund 550 Tonnen belasteten Bio-Weizen verarbeitet haben soll, war am Freitag das Ausliefern von Bio-Futter verboten worden. In mehreren Bundesländern ist mittlerweile Nitrofen in Fleisch und Eiern nachgewiesen worden. Es wird vermutet, dass es durch das belastete Ökofutter in die Tiere gelangt sein soll. GS agri hat bislang Vorwürfe zurückgewiesen, wissentlich belasteten Bio-Weizen zu Futter verarbeitet und an mehr als 100 Bio-Höfe in fünf Bundesländern verkauft zu haben. Auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg fand keine belastenden Anhaltspunkte.

Weitere Gifte nachgewiesen

Niedersachsen Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) bestätigte unterdessen, dass in dem zu Futter verarbeiteten Getreide auch die Gifte Lindan und DDT nachgewiesen wurden. "Der Spiegel" hatte von drei weiteren verbotenen Stoffen in dem verseuchten Öko-Futter berichtet. Das Nachrichtenmagazin beruft sich dabei auf ein Gutachten eines Labors aus Hannover.

Möglicherweise handele es sich nicht um Körner aus ökologischem Anbau, so das Institut. Dies spreche "für eine Vermischung des Ökofuttergetreides mit belastetem Getreide aus konventionellem Anbau ", folgern die Forscher.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen