Gekaperter deutscher Frachter Noch immer sieben Geiseln
31.01.2011, 19:27 Uhr
Der MehrzweckfrachterBeluga Nomination fährt durch den Nord-Ostsee Kanal. Piraten haben vor Somalia das deutsche Handelsschiff gekapert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Noch immer halten Piraten sieben Seeleute an Bord des deutschen Frachters "Beluga Nomination" gefangen. Die Reeder sehen die Bundesregierung in der Pflicht und bekommen Unterstützung von der Polizeigewerkschaft.
An Bord des von Piraten gekaperten deutschen Frachters "Beluga Nomination" befinden sich noch immer sieben Seeleute als Geiseln. Unter ihnen sei auch der Kapitän, teilte die Bremer Reederei mit. Die somalischen Piraten haben das Schiff im Indischen Ozean seit mehr als einer Woche in ihrer Gewalt. Ein Besatzungsmitglied kam bei einem erfolglosen Befreiungsversuch ums Leben. Zwei Männer, die in einem Rettungsboot flüchten konnten, werden weiterhin vermisst. Zwei weitere geflüchtete Seeleute des Schiffes waren von dem dänischen Kriegsschiff "HDMS Esbern Snare" gerettet worden.
Die Reederei wirft den Einsatzkräften von Nato und EU sowie der zuständigen Küstenwache eklatante Versäumnisse vor. Diese hätten viel zu spät eingegriffen. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Vernetzung und Kommunikation der Organisationen und Kommandozentralen vor Ort "ganz und gar nicht funktioniert". "Wir sind der Überzeugung, dass der tragische Tod einer unserer Kollegen hätte verhindert werden können, wenn es nur ein professionelles, koordiniertes, abgestimmtes Vorgehen seitens der Einsatzkräfte vor Ort gegeben hätte", steht es in der Mitteilung.
Bundespolizei an Bord?
Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. "Es zeugt von großer Blauäugigkeit, zu glauben, Deutschland könnte sich auf Dauer der Verpflichtung entziehen, seine Bürger und seine Interessen auch mit wirksamen eigenen Beiträgen zu schützen", sagte Verbandschef Rainer Wendt "Handelsblatt Online".
"Zur Wahrnehmung dieser polizeilichen Aufgabe gehören zwangsläufig Polizeieinheiten, die ihr Handwerk verstehen und die hat die Bundespolizei." Außerdem gebe es dort hervorragende Erfahrungen in der Bewältigung komplexer polizeilicher Einsatzlagen mit Hilfe professioneller Stabsarbeit. "Die Bundesregierung wäre daher gut beraten, ein schlagkräftiges Einsatzkonzept auf den Weg zu bringen, statt die unselige Debatte über die Fusion von Polizeibehörden weiter zu führen", so Wendt.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) sieht Berlin ebenfalls in der Pflicht. "Die Bundesregierung steht nach unserem Grundgesetz und nach dem internationalen Seerechtsübereinkommen in der Verantwortung und hat die Pflicht, Seeleute auf Schiffen deutscher Reeder und die deutsche Handelsschifffahrt wirksam zu schützen", bemerkt Verbandspräsident Michael Behrendt in einer Mitteilung.
FDP will "mehr Schiffe unter deutscher Flagge"
Die Bremer FDP will angesichts der jüngsten Diskussion über Sicherheitskräfte an Bord von Handelsschiffen, dass die Reeder wieder mehr Schiffe unter deutscher Flagge fahren lassen. "Natürlich muss Piraterie mit allen verfügbaren Mitteln wirksam bekämpft werden. Hoheitlicher Schutz durch Beamte der Bundespolizei an Bord setzt jedoch voraus, dass die deutsche Fahne am Heck weht", sagte der Landeschef der Liberalen, Oliver Möllenstädt.
Der VDR gibt sich damit nicht zufrieden. "Selbst Japan, das wegen seiner Geschichte ebenso wie Deutschland strikt zwischen polizeilichen und militärischen Aufgaben trennt, hat zum Schutz gegen Piraterie den gemeinsamen Einsatz von Marine und Küstenwache auf Militärschiffen ermöglicht, und zwar unabhängig von der Flagge, die ein japanisches Handelsschiff führt", heißt es in der Mitteilung.
Quelle: ntv.de, dpa/rts