Vollständige Zerstörung Nordkorea droht dem Süden
28.10.2008, 15:34 UhrNordkorea hat Südkorea die vollständige Zerstörung angedroht. Das Militär des kommunistischen Landes warf dem südlichen Nachbarn eine Lügenkampagne vor und erklärte, sollte diese nicht beendet werden, werde die Armee ihr gesamtes Arsenal anwenden.
"Das Marionettenregime sollte sich klar darüber sein, dass unser progressive Präventivschlag es nicht nur unter Feuer nehmen, sondern alles in Trümmer legen wird, was gegen unsere Nation und die Wiedervereinigung ist", hieß es in der Erklärung. Konkret kritisierte die Militärführung eine Flugblattaktion südkoreanischer Bürgerrechtler. Die Aktivisten haben in den vergangenen Monaten wiederholt kritische Erklärungen per Luftballon in den Norden geschickt.
100.000 Flugblätter per Ballon
"Wir bekräftigen unsere Haltung, dass wir eine entschlossene praktische Aktion unternehmen werden, wenn das südkoreanische Marionettenregime weiterhin Flugschriften verbreitet und die Lügenkampagne mit reinen Phantasiegespinsten fortsetzt", betonte das nordkoreanische Militär. Nordkorea hatte die Aktion am Montag bei einem der wenigen Treffen von Militärs beider Seiten scharf kritisiert. Trotz Warnungen der Regierung in Seoul schickten die Bürgerrechtler jedoch erneut 100.000 Flugblätter per Ballon ab.
Experten zufolge hat die jüngste Aktion die Führung in Pjöngjang an einem empfindlichen Punkt getroffen. Das Papier setzte sich mit dem Gesundheitszustand des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il auseinander, über den seit August gerätselt wird, da Kim öffentliche Termine nicht mehr wahrnahm. Zudem zeigten die Flugblätter einen Familienstammbaum Kims, auf dem einige angebliche Kinder des Machthabers eingetragen sind, die er mit verschiedenen Frauen gezeugt haben soll.
Zusammenarbeit beim Naturschutz?
Unterdessen will Südkorea mit Nordkorea über die Grenzen hinweg beim Naturschutz zusammenarbeiten. Präsident Lee Myung Bak schlug dem kommunistischen Nachbarland vor, sich gemeinsam insbesondere für den Erhalt ökologisch wichtiger Feuchtgebiete und Wälder auf der seit mehr als 60 Jahren geteilten koreanischen Halbinsel einzusetzen. "Wir sind bereit, zusammen mit Nordkorea verschiedene Naturschutzprojekte voranzutreiben." Lee sprach zur Eröffnung der 10. Konferenz der Mitgliedstaaten der Ramsar-Konvention in der südöstlichen Stadt Changwon. 1971 war in Ramsar im Iran ein Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten unterzeichnet worden.
Er hoffe, dass gemeinsamen Anstrengungen mit Nordkorea für den Naturschutz zur Vereinigung der Ökosysteme beider Länder führe und die Grundlage für eine "gesunde" Halbinsel schaffe, sagte Lee. Zugleich bekräftigte Südkoreas Staatschef vor den Konferenzteilnehmern aus knapp 160 Ländern seine Absicht, in Südkorea die Grundlage für ein klimafreundliches Wirtschaftswachstum mit geringen Kohlenstoffbelastungen zu schaffen. Die Ramsar-Konvention hat 158 Vertragsstaaten. Weltweit sind derzeit 1759 Ramsar-Gebiete ausgewiesen, 33 davon in Deutschland.
Spekulationen um Kim Jong Il
Die Spekulationen über Kims Gesundheitszustand erhielten derweil neue Nahrung: Japans Ministerpräsident Taro Aso sagte, er gehe davon aus, dass Kim trotz einer Krankheit weiterhin die Kontrolle über seinen abgeschotteten Staat habe. Geheimdienstinformationen mehrerer Länder wiesen darauf hin, dass Kims Zustand nicht besonders gut sei und er vermutlich im Krankenhaus behandelt werde. Kim könne aber vermutlich weiterhin Entscheidungen für sein Land treffen.
Bei schwerer Krankheit oder Tod des Machthabers wird ein Machtvakuum in dem hochmilitarisierten Land befürchtet, dessen Armee rund 1,1 Millionen Soldaten umfasst. Nach südkoreanischer Einschätzung könnte Nordkorea zudem in der Lage sein, Atomwaffen herzustellen. Das Verhältnis zwischen den beiden Koreas hat sich seit dem Amtsantritt des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak verschlechtert. Er hatte einen harten Kurs gegenüber dem Norden angekündigt.
Quelle: ntv.de