Politik

18.000 Seiten zum Atomprogramm Nordkorea übergibt Dokumente

Eine Delegation von US-Beamten ist von einem Besuch in Nordkorea mit mehreren Kisten voller Geheimdokumente zum Atomwaffenprogramm des kommunistischen Landes nach Südkorea zurückgekehrt. Die 18.000 Seiten würden bis in das Jahr 1986 zurückreichen, hieß es im US-Außenministerium. Die Daten würden nun zur Überprüfung in die USA gebracht, sagte der Leiter des Korea-Büros im US-Außenministerium, Sung Kim, nach Überquerung der streng bewachten innerkoreanischen Grenze.

Pjöngjang hatte die Datensammlung als Teil der vereinbarten Offenlegung seines Atomprogramms übergeben. Die USA erhoffen sich davon vor allem Erkenntnisse über die Produktion und die Bestände von waffentauglichem Plutonium in Nordkorea.

Wichtiger Schritt

Mit der Herausgabe der Unterlagen unter anderem über seine Plutoniumproduktion habe das Land einen wichtigen Schritt zur kompletten Offenlegung seines Atomwaffenprogramms getan, erklärte das Außenministerium in Washington.

Die USA und ihre Partner würden Nordkorea weiter drängen, seine Zusagen zur Deklarierung des Nuklearprogramms zu erfüllen. Doch bedeuteten die 18.000 Seiten Dokumentation einen "wichtigen ersten Schritt im Verfahren der Überprüfung, dass Nordkoreas Deklarierung vollständig und korrekt ist".

Atomzentrum Yongbyon

Nach südkoreanischen Angaben beschreiben die Dokumente unter anderem den Betrieb von drei Anlagen im nordkoreanischen Atomzentrum in Yongbyon - dem dortigen Atomreaktor, einer Brennstofffabrik und einer Wiederaufarbeitungsanlage zur Plutoniumherstellung.

Die USA und ihre Partner warten nach wie vor darauf, dass Pjöngjang vereinbarungsgemäß alle seine Atomaktivitäten enthüllt und auch seine Nuklearzusammenarbeit mit anderen Ländern sowie ein vermutetes Programm zur Urananreicherung für die Waffenherstellung zugibt.

Wirtschafts- und Energiehilfen zugesagt

Für die Deklarierung und Stilllegung seiner Atomanlagen waren Wirtschafts- und Energiehilfen für Nordkorea vereinbart worden. Washington hat dem Regime in Pjöngjang zudem die Aufhebung von Handelssanktionen und die Streichung von der Liste jener Staaten in Aussicht gestellt, die den Terrorismus fördern.

Mit dem Überreichen der Dokumente könnten außerdem die festgefahrenen Sechs-Nationen-Gespräche, an denen neben den beiden Koreas, die USA, Japan, China und Russland teilnehmen, wieder angeschoben werden. US-Präsident George W. Bush möchte bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2009 einen abschließenden Erfolg bei den Sechser-Verhandlungen zur Schließung der nordkoreanischen Atomanlagen erreichen.

Nordkorea hatte im Oktober 2006 einen atomaren Sprengsatz getestet. Nach Einschätzung der USA hat das verarmte Land rund 50 Kilogramm Plutonium produziert, das nach Expertenmeinung für den Bau von etwa acht Atombomben ausreicht.

Ma ßnahmen gegen Hungersnot

Unterdessen hat die kommunistische Regierung die Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre Anstrengungen zur Erhöhung der Getreideproduktion zu verdoppeln. Staatschef Kim Jong Il verlangte eine "Agrarrevolution", wie die Zeitung "Rodong Sinmun" meldete.

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen hatte kürzlich vor einer Hungersnot in Nordkorea gewarnt, da es nach den schweren Überschwemmungen im vergangenen Jahr erhebliche Ernteausfälle gibt. Nordkorea ist seit Mitte der 1990er Jahre auf ausländische Lebensmittelhilfen angewiesen.

In diesem Jahr hat sich die Regierung in Pjöngjang geweigert, Hilfe aus dem kapitalistischen Südkorea anzunehmen, das normalerweise stets das größte Geberland ist. Grund dafür ist die harte Haltung, die die neue Regierung in Seoul gegenüber dem kommunistischen Nachbarn im Norden angenommen hat. Am Freitag hatte die in Seoul ansässige Hilfsorganisation Gute Freunde berichtet, in Nordkorea würden vor allem auf dem Land Menschen verhungern. Eine schwere Hungersnot sei nur eine Frage der Zeit.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen