Politik

"Ungewöhnliche Aktivitäten" Nordkorea vor Atomtest?

Nordkorea trifft nach US-Angaben möglicherweise bereits Vorbereitungen für seinen ersten Atomtest. US-Aufklärungssatelliten hätten ungewöhnliche Bewegungen von Fahrzeugen und andere Aktivitäten auf möglichen Testgeländen registriert, heißt es in US-Verteidigungskreisen. Diese könnten auf einen unterirdischen Test hinweisen. Die Indizien seien aber nicht eindeutig. Da Nordkorea bislang noch nie Atomwaffen getestet habe, wüssten die USA nicht genau, wonach sie suchten.

Nordkorea hatte am Dienstag einen ersten Atomtest angekündigt, ohne aber einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Die kommunistische Regierung begründete den Schritt mit einer wachsenden Bedrohung durch die USA. Die Ankündigung hat international Besorgnis ausgelöst. UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte vor einer Verschärfung der Spannungen in der Region. Noch am Mittwoch wollte sich der Weltsicherheitsrat mit dem Vorhaben Pjöngjangs befassen. China mahnte zur Zurückhaltung. Südkorea warnte die kommunistische Führung im Norden vor den Konsequenzen eines Atomtests. Südkorea werde niemals Kernwaffen im nördlichen Nachbarland tolerieren.

Annan kündigte im Falle eines Tests eine Verurteilung Nordkoreas durch die internationale Gemeinschaft an. Er forderte die Führung in Pjöngjang zur größten Zurückhaltung und Einhaltung des internationalen Atomtest-Moratoriums auf. Außerdem müsse Nordkorea zu den Sechs-Länder-Gesprächen zurückkehren, damit der Streit über das Atomprogramm auf dem Verhandlungswege gelöst werden könne, forderte Annan in seiner Erklärung, die am Dienstagabend in New York verbreitet wurde.

Auch das chinesische Außenministerium forderte am Mittwochmorgen in Peking eine Rückkehr Pjöngjangs an den Verhandlungstisch. Peking hoffe, dass die nordkoreanische Seite "einen kühlen Kopf und Zurückhaltung bewahrt", hieß es in einer Sprechererklärung. Ebenso sollten alle Beteiligten Anstrengungen unternehmen, um durch Dialog zu einer friedlichen Lösung der Nuklearfrage zu kommen. Es dürfe nichts unternommen werden, was die Spannungen verschärfe. Der Konflikt müsse durch Dialog und Beratungen gelöst werden.

China habe sich immer für eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen eingesetzt, betonte der Sprecher. Die Sechs-Länder-Gespräche mit Nordkorea, den USA, China, Südkorea, Japan und Russland sollten wieder vorangebracht werden, um Frieden und Stabilität auf der koreanischen Halbinsel und in Nordostasien zu wahren.

Auffällig an der Reaktion des chinesischen Sprechers war, dass Nordkorea direkt angesprochen wurde, Zurückhaltung zu zeigen. Als Vermittler in den festgefahrenen Sechser-Gesprächen bemüht sich China seit langem vergeblich, alle Seiten wieder an einen Tisch zu bringen.

Der Atomstreit mit Pjöngjang wird in der nächsten Wochen auch ein Schwerpunkt bei Treffen des südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun mit dem neuen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe in Seoul und dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Peking sein. Das Präsidialamt in Seoul kündigte den Besuch von Abe für Montag und Rohs Reise nach China für Freitag an. Bei beiden Treffen stünde auch die Diskussion um eine friedliche Beilegung des Streits um das Atomwaffenprogramm Nordkoreas im Mittelpunkt, hieß es. Abe hatte am Dienstag Nordkoreas Pläne für einen Atomversuch als "absolut inakzeptabel" bezeichnet.

Nordkorea hatte am Dienstag seine Testpläne mit seinen Sicherheitsbestrebungen begründet. Wegen des Drucks und den Sanktionen der USA sehe es sich zu einem solchen Test gezwungen, hieß es. Ein konkreter Zeitpunkt für den Test wurde nicht bekannt.

Quelle: ntv.de

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