Lohnrückgang in der Wirtschaftskrise Nullrunde für Rentner
16.03.2010, 16:04 UhrEigentlich ist in diesem Jahr eine Rentenkürzung fällig, weil 2009 die Löhne wegen der Krise rückläufig waren. Doch wegen der neuen Rentengarantie kommt auf die Rentner lediglich eine Nullrunde zu. Allerdings: Die Kürzung ist nur verschoben, denn sie wird in den kommenden Jahren mit eventuellen Erhöhungen verrechnet.

(Foto: AP)
Die rund 20 Millionen Rentner müssen sich in diesem Jahr mit einer Nullrunde abfinden. Eine eigentlich fällige Rentenkürzung aufgrund der 2009 krisenbedingt rückläufigen Löhne verhindert allein die im vorigen Jahr von der Großen Koalition beschlossene Rentengarantie. Die Renten bleiben auf dem bisherigen Niveau, wie das Bundesarbeitsministerium in Berlin mitteilte.
Allerdings "bezahlen" die Rentner die Rentengarantie aus eigener Tasche, denn die ausgefallene Kürzung wird mit nachfolgenden eventuellen Erhöhungen in den kommenden Jahren verrechnet – der Schutz der Renten geht also nicht zu Lasten der jüngeren Generation und damit der Beitragszahler.
Die Verrechnung der Minderung mit einer Rentenerhöhung dürfte etwas auf sich warten lassen, denn wegen der schwachen Lohnentwicklung zeichnet sich mindestens auch für 2011 eine Rentennullrunde ab. Auch in den Jahren danach sind allenfalls Mini-Erhöhungen denkbar. So sollen ab 2011 etwaige Rentensteigerungen so lange halbiert werden, bis die Kosten für die zuvor trotz sinkendem Lohnniveau unterbliebene Minderung wieder ausgeglichen sind.
Rentensteigerung zur Wirtschaftskrise
Im vergangenen Jahr - also mitten in der Wirtschaftskrise - waren die Renten im Westen um 2,4 und im Osten um 3,4 Prozent gestiegen. Das war die deutlichste Erhöhung seit mehr als zehn Jahren. Zwischen 2004 und 2006 gab es drei Renten-Nullrunden in Folge.
Mit der Rentengarantie hatten Union und SPD den Schutz vor Kürzungen auch auf die Lohnentwicklung ausgedehnt. Für andere Faktoren in der Rentenformel, die Anhebungen verringern, galt ohnehin schon, dass sie nicht zu nominalen Kürzungen führen dürfen. Sie berücksichtigen die demografische Entwicklung und Aufwendungen von Arbeitnehmern für die private Altersvorsorge. Weil sie greifen, führte der leichte Lohnzuwachs im Osten um 0,61 Prozent nicht zu einer Erhöhung der Renten im Osten. In den alten Bundesländern waren die Löhne 2009 um fast 0,96 Prozent gesunken; deshalb müssten in Westdeutschland die Renten zum 1. Juli eigentlich um fast 1 Prozent gekürzt werden. Eine Ursache für das Absinken des Lohnniveaus in Westdeutschland ist die deutliche Zunahme der Kurzarbeit.
Rentenformel außer Kraft
Faktisch ist die Rentenformel außer Kraft gesetzt. "Alle Faktoren zusammengenommen hätte sich im Rahmen der Rentenanpassung rechnerisch eine Verringerung der Bruttorenten von 2,1 Prozent (West) und von 0,54 Prozent (Ost) ergeben", erklärte das Ministerium.
Der neue Rentenwert (West) beträgt den Angaben zufolge rechnerisch ab Juli 27,20 Euro, der Rentenwert (Ost) 24,13 Euro. Aus diesen Werten ergibt sich in Verbindung mit weiteren, individuellen Faktoren der jeweilige Rentenanspruch. Die Nullrunde bei den Altersbezügen galt für 2010 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage bereits seit einiger Zeit als sicher.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP