Politik

Gute Arbeit, schlechte Arbeit Nur jeder Achte zufrieden

In Deutschland ist einer DGB-Studie zufolge nach wie vor nur jeder achte Arbeitnehmer mit seinen Arbeitsbedingungen zufrieden. Die Beurteilung hat sich aber binnen Jahresfrist leicht gebessert. DGB-Chef Michael Sommer warnte davor, dies bereits als langfristigen Trend zu werten. Nach seiner Einschätzung ziehen "prekär Beschäftigte fast überall den Kürzeren". Wirtschaftsverbände kritisierten, die Gewerkschafts-Studie liefere ein verzerrtes Bild der Arbeitswirklichkeit.

Sommer legte den "DGB-Index Gute Arbeit" mit den Ergebnissen einer Umfrage unter 6800 Beschäftigten vor. 13 Prozent beschreiben ihre Arbeitsplätze "als umfassend positiv". 55 Prozent liegen im Mittelfeld. Fast ein Drittel der Arbeitsplätze (32 Prozent) fällt in die Kategorie "mangelhaft". Abgefragt wurden 15 Kategorien. Den schlechtesten Wert gab es beim Punkt "Einkommen". Sommers Fazit: "Die Leute fühlen sich schlecht bezahlt."

Im Vergleich zur vorangegangenen Umfrage 2007 fielen die Bewertungen allerdings etwas besser aus: Der Anteil "guter" und "mittelmäßiger" Arbeit erhöhte sich um jeweils einen Prozentpunkt, der Anteil "schlechter Arbeit" ging um zwei Punkte (2007: 34 Prozent) zurück.

"Prekäre" Beschäftigung recht weit

Nach der Studie hat weniger als die Hälfte der Beschäftigten (47 Prozent) ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. "Prekär" beschäftigt ist, wer nur befristet angestellt oder in Zeitarbeit ist und brutto weniger als 2000 Euro monatlich verdient. In dieser Gruppe beurteilten nur 9 Prozent ihre Arbeit als "gut". 41 Prozent haben "schlechte Arbeit".

Prekäre Beschäftigung sei "längst kein Randphänomen" mehr und habe negative Auswirkungen "auf alle gesellschaftlichen Bereiche", sagte Sommer: "Wer setzt Kinder in die Welt, wenn der Arbeitsvertrag in ein paar Monaten ausläuft? Und wer macht größere Anschaffungen, wenn nicht klar ist, wie lange noch regelmäßig Geld rein kommt?" Der DGB-Chef forderte erneut einen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro und die umgehende Aufnahme der Zeitarbeitsbranche in das Entsendegesetz.

Der aktuelle DGB-Index Gute Arbeit erreichte 59 von maximal 100 möglichen Punkten (2007: 58 Punkte). Er liegt damit 21 Punkte unter den Anforderungen an "gute Arbeit", aber nur 9 Punkte oberhalb der Grenze zu "schlechter Arbeit".

Arbeitgeber sehen "Zerrbild"

Dagegen hält die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die Arbeitsbedingungen in Deutschland durchweg für gut. Dies zeigten repräsentative Studien neutraler Auftraggeber. Die BDA kritisiert, in die DGB-Studie seien Sachverhalte eingeflossen, "die im wesentlichen nicht oder nicht allein im Einflussbereich des Unternehmens liegen, wie zum Beispiel die Angst der Mitarbeiter vor Arbeitslosigkeit".

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, wies den Vorwurf der Arbeitgeber zurück, die Gewerkschaften seien "Schwarzmaler" und lieferten mit dem Index ein falsches Bild der Arbeitswelt. Der DGB zeichne "kein Zerrbild", sagte Möllenberg. Metall-Arbeitgeberpräsident Martin Kannegiesser nannte die Gewerkschaftskritik an Zeitarbeit und befristeten Stellen unberechtigt. Diese "modernen Beschäftigungsformen" sicherten den Betrieben Flexibilität und vielen Menschen den Einstieg in reguläre Arbeit, behauptet Kannegiesser.

Quelle: ntv.de

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