Politik

"Eid-eh Shoma Mobarak" Obama-Video zum Neujahrsfest

Zum persischen Neujahrsfest Nouruz am 21. März hat US-Präsident Barack Obama die Initiative für einen "Neubeginn" in den Beziehungen zum Iran ergriffen. In scharfem Kontrast zu seinem Amtsvorgänger George W. Bush, der den Iran zu einem Teil der "Achse des Bösen" erklärt hatte, lobte Obama in einer Video-Botschaft die "Größe des iranischen Volkes". Er brachte einen "erneuerten Austausch" und eine "Partnerschaft" ins Gespräch.

Ein Sprecher von Präsident Mahmud Ahmadinedschad begrüßte Obamas Äußerungen, verlangte jedoch, nun müssten Taten folgen, um die Fehler der Vergangenheit zu reparieren.

Die Beziehungen der beiden Staaten könnten nicht dadurch neu begründet werden, dass "die Iraner die vorherige feindliche und aggressive Haltung der USA vergessen". Wenn die US-Regierung ihre Fehler der Vergangenheit anerkenne und Obama bereit für weitere Schritte sei, werde die iranische Regierung "ihm nicht den Rücken zuwenden", sagte der Sprecher.

Iran will Buschehr hochfahren

Wenige Stunden später kündigte der iranische Energieminister Parwis Fattah in Istanbul an, sein Land werde das Atomkraftwerk Buschehr bis Ende des Jahres in Betrieb nehmen. Das Anfang des Jahres nach jahrzehntelanger Bauzeit fertiggestellte Atomkraftwerk diene allein friedlich Zwecken, hob Fattah hervor.

"Dazu gehört Verantwortung"

"Die USA wollen, dass die Islamische Republik Iran ihren rechtmäßigen Platz in der Gemeinschaft der Nationen einnimmt", hatte Obama in seiner Video-Botschaft gesagt. "Sie haben dieses Recht - aber dazu gehört reale Verantwortung. Dieser Platz kann nicht mit Terror oder Waffen erreicht werden, sondern durch friedfertige Handlungen, die die wahre Größe des iranischen Volkes darstellen", fügte Obama in der überraschenden Ansprache an das iranische Volk hinzu.

Obamas Botschaft richtet sich an "an das Volk und die Führer der Islamischen Republik Iran". Die politisch Verantwortlichen - wie Präsident Mahmud Ahmadinedschad oder der geistliche Führer Ayatollah Ali Chamenei - werden nicht namentlich angesprochen. "Seit beinahe drei Jahrzehnten sind die Beziehungen zwischen unseren Nationen gespannt", sagte Obama in Anspielung auf den Abbruch der diplomatischen Beziehungen im April 1980. "Aber an diesem Festtag erinnern wir uns an die gemeinsame Menschlichkeit, die uns zusammenhält."

"Aufbauen und Neuschaffen"

Da das Nouroz-Fest eine Gelegenheit für einen "Neubeginn" sei, wende er sich an die iranischen Führer mit seinen Worten über eine neue Ära des "ehrlichen Engagements", das "auf gegenseitigem Respekt aufbaut", sagte Obama. Maßstab für die "Größe des iranischen Volkes und der iranischen Zivilisation" sei "nicht die Fähigkeit zur Zerstörung", sondern "die Fähigkeit zum Aufbauen und Neuschaffen". Die Zukunft, die er anstrebe, sei "eine Zukunft mit erneuertem Austausch zwischen unseren Völkern und stärkeren Gelegenheiten für Partnerschaft und Handel", sagte Obama.

"Wir haben ernste Meinungsverschiedenheiten, die über die Zeit gewachsen sind", sagte Obama. Seine Regierung fühle sich nun der Diplomatie verpflichtet, die "die ganze Bandbreite der Themen" aufgreife. Dieser Prozess werde "nicht durch Drohungen vorankommen". Seit Jahren hatte die US-Regierung der iranischen Führung vorgeworfen, unter dem Deckmantel der Nutzung der Atomenergie für zivile Zwecke zugleich ein Programm zum Bau von Atombomben zu betreiben. Darauf nahm Obama in seiner Video-Botschaft keinen Bezug.

"Glieder eines Körpers"

Als Ziel gibt Obama eine Welt aus, in der die "alten Teilungen überwunden" seien. "Ich weiß, dass dies nicht leicht zu erreichen sein wird. Es gibt jene, die darauf bestehen, dass wir uns über unsere Unterschiede definieren. Aber erinnern wir uns an die Worte, die der Dichter Saadi vor vielen Jahren geschrieben hat: Die Kinder Adams sind wie die Glieder eines Körpers, da sie aus demselben Stoff geschaffen wurden." Obama schließt mit einem persischen Neujahrsgruß: "Eid-eh Shoma Mobarak".

Das Video wurde im Internet veröffentlicht sowie dem Weißen Haus zufolge unter anderem dem englischsprachigen Programm des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira, dem persischen Programm der BBC und der Voice of America zur Verfügung gestellt. Im Iran steht am 12. Juni eine Präsidentschaftswahl an. Bislang hat Präsident Ahmadinedschad nicht erklärt, ob er sich um eine Wiederwahl bewirbt. Ahmadinedschad hatte Obama zu seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl im November gratuliert und gefordert, er müsse einen radikalen Wechsel im Umgang mit dem Iran einleiten.

Quelle: ntv.de

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