"Habe das Blut Afrikas in mir" Obama fordert und gibt
11.07.2009, 10:30 UhrBei seinem Staatsbesuch in Ghana hat US-Präsident Barack Obama die afrikanischen Staaten zum Kampf gegen Korruption und Tyrannei aufgefordert. "Entwicklung hängt von guter Regierungsführung ab", mahnte Obama in einer Grundsatzrede vor dem Parlament in Accra.
Obama betonte, die Afrikaner seien für ihre Zukunft in erster Linie selbst verantwortlich: "Afrikas Zukunft hängt von den Afrikanern ab". Gerade junge Menschen könnten etwas verändern. Die afrikanischen Staaten sollten sich endgültig von anti-demokratischen Praktiken und der Korruption abwenden. "Kein Land kann Wohlstand schaffen, wenn seine Politiker die Wirtschaft ausbeuten, um sich selbst zu bereichern", sagte Obama.
Es sei an der Zeit, der Tyrannei auf dem Kontinent ein Ende zu setzen. Afrika brauche keine autoritären Führer, sondern starke Institutionen. Die Bedeutung guter Regierungsführung für Entwicklung sei viel zu lange nicht beachtet worden. Bei der Vergabe von Entwicklungshilfe würden die USA daher künftig stärker auf eine gute Regierungsführung in den Empfängerländern achten.
"Konflikte so alltäglich wie die Sonne"
Unterstützung versprach Obama den afrikanischen Staaten bei der Lösung ihrer gewalttätigen Konflikte. "Für viel zu viele Afrikaner sind Konflikte ein Teil des Alltags, so alltäglich wie die Sonne", sagte Obama. "Diese Konflikte sind ein Mühlstein um den Hals Afrikas." Der "Genozid" in Darfur und die Ausbreitung des Terrorismus in Somalia seien aber nicht einfach nur afrikanische Probleme, sondern Gefahren für die internationale Sicherheit, die ein entschiedenes Vorgehen aller Staaten notwendig machten.
Gleichzeitig versprach Obama die Fortführung der US-Hilfe bei der Bekämpfung von Krankheiten in Afrika. Ziel sei die Ausrottung der Krankheiten Malaria, Tuberkulose und Polio. Afrika habe viele Fortschritte gemacht, aber nach wie vor würden zu viele Menschen an Krankheiten sterben, an denen sie nicht sterben sollten.
In der Rede hob Obama auch seine Verbindung zum schwarzen Kontinent hervor: "Ich habe das Blut Afrikas in mir, und die Geschichte meiner Familie umfasst sowohl die Tragödien als auch die Triumphe der afrikanischen Geschichte."
Zuvor war Obama in Accra von tausenden Menschen begeistert empfangen worden. Nach der Rede vor dem Parlament wollte Obama mit seiner Frau Michelle die Festung Cape Coast besuchen. Von dort aus waren einst tausende Sklaven nach Europa und Amerika verschleppt worden. Obamas Besuch in Ghana ist sein erster in Schwarzafrika seit seinem Amtsantritt.
SMS aus 64 Ländern
Mehr als 5000 Afrikaner hatten zuvor US-Präsident Barack Obama Textnachrichten geschickt. Die Nachrichten seien aus mehr als 64 Ländern eingegangen, sagte der Verantwortliche für Neue Medien des Weißen Hauses, Macon Phillips. Die US-Regierung hatte alle Afrikaner eingeladen, per SMS und über die Online-Netzwerke Facebook und Twitter Fragen an Obama zu richten. Drei Journalisten aus Kenia, dem Senegal und Südafrika sollen nun einige Fragen aussuchen, die Obama in einer am Montag in ganz Afrika ausgestrahlten Videobotschaft beantworten will.
Mit der Initiative sollten Obamas Rede und Aktivitäten in Afrika für die Menschen des Kontinents so zugänglich wie möglich gemacht werden, sagte Phillips. "Wir haben herausgefunden, dass Textnachrichten eine sehr beliebte und effektive Art sind, mit den Menschen zu kommunizieren." Gerade auf dem afrikanischen Kontinent würden die Neuen Medien viel genutzt. Die meisten Nachrichten seien aus Südafrika gekommen.
Quelle: ntv.de, AFP