Politik

"Ein gelungener Abend" Obama führt Merkel aus

Obama holt Merkel vom "Blair House" ab.

Obama holt Merkel vom "Blair House" ab.

(Foto: dpa)

Kurz nach der Ankunft von Kanzlerin Merkel in Washington fährt Präsident Obama vor und holt sie zum Essen ab. Zwei Stunden sprechen die beiden unter vier Augen in einem schicken Restaurant. Heute Abend erhält Merkel die Freiheitsmedaille - die höchste zivile Auszeichnung der USA. Sie ist erst die zweite Deutsche, die diesen Orden erhält.

Der von einigen Beobachtern als heikel beschriebene Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in den USA hat denkbar harmonisch begonnen: US-Präsident Barack Obama holte den Gast aus Deutschland persönlich im "Blair House" ab, dem Gästehaus der US-Regierung, und fuhr mit ihr ins Nobel-Restaurant "1789" im Washingtoner Universitätsviertel Georgetown. Das Essen dauerte zwei Stunden und fand unter vier Augen statt - auf Dolmetscher wurde verzichtet.

"Der Präsident in einem dunklen Anzug, Merkel in einer blauen Jacke und weißer Hose", wie das Magazin "Politico" zu Recht vermerkt.

"Der Präsident in einem dunklen Anzug, Merkel in einer blauen Jacke und weißer Hose", wie das Magazin "Politico" zu Recht vermerkt.

(Foto: AP)

Nur kurz zuvor war Merkel zu einem zweitägigen Staatsbesuch in den USA eingetroffen. Die Umstände der Reise sind außergewöhnlich: Begleitet wird sie auf Wunsch ihres Gastgebers von mehreren Ministern ihres Kabinetts, heute Abend (Ortszeit) erhält sie im Rahmen eines Staatsbanketts die "Presidential Medal of Freedom", die Freiheitsmedaille des Präsidenten - die höchste zivile Auszeichnung, die die USA zu vergeben haben.

Merkel ist die erste europäische Regierungschefin, die so von Obama gewürdigt wird. Zugleich ist sie nach Altbundeskanzler Helmut Kohl erst die zweite Deutsche, die die Medaille verliehen bekommt.

"Intensiver Gedankenaustausch"

Aus Regierungskreisen hieß es, das Essen im "1789" habe in "entspannter" Atmosphäre stattgefunden. Es habe sich um einen "gelungenen, intensiven und freundschaftlichen Gedankenaustausch" gehandelt.

Vor dem Weißen Haus wehen US-amerikanische und deutsche Flaggen.

Vor dem Weißen Haus wehen US-amerikanische und deutsche Flaggen.

(Foto: REUTERS)

Besprochen wurden den Angaben zufolge alle internationalen Themen von Nordafrika bis Afghanistan und Nahost, die Euro-Krise, die Lage der Weltwirtschaft und die Situation in Deutschland und den USA. Was Merkel und Obama aßen, ist nicht überliefert. Das Restaurant bietet auf seiner täglich wechselnden Speisekarte gehobene US-Küche wie Wildlachs mit Frühlingszwiebeln oder Kaninchen mit Baby-Artischocken. Vor einem Jahr hatte Obama seinen russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew in der Nähe von Washington in ein Hamburgerlokal zu Cheeseburger und Pommes Frites eingeladen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hatte sich am Montagabend ebenfalls zu einem privaten Abendessen mit US-Finanzminister Timothy Geithner getroffen. Einzelheiten zu der Zusammenkunft wurden jedoch nicht bekannt.

Verhältnis nicht frei von Spannungen

Das Verhältnis zwischen Merkel und Obama ist nicht ganz unbelastet. Neben finanz- und wirtschaftspolitischen Differenzen hatte zuletzt die Enthaltung Deutschlands im UN-Sicherheitsrat bei der Abstimmung über den Libyen-Einsatz für Irritationen in Washington gesorgt. Umgekehrt fühlte sich Berlin durch den plötzlichen Meinungswandel der USA in der Frage überrascht. Möglicherweise erinnert Obama sich auch noch daran, dass Merkel ihn im Sommer 2008 nicht vor dem Brandenburger Tor sprechen lassen wollte. Beschlüsse oder etwa eine Zusage zu militärischem Engagement Deutschlands bei der NATO-Operation gegen Libyen werden von dem Besuch nicht erwartet.

Außenminister Westerwelle wertete den "außergewöhnlichen Empfang" der deutschen Delegation durch die US-Regierung als Beleg für das "vorzügliche" Verhältnis beider Länder. Die Beziehungen seien "eng", "partnerschaftlich" und "freundschaftlich", fügte er hinzu. Mit Blick auf die Libyen-Frage räumte er ein, dass es natürlich auch unter "engsten Freunden" unterschiedliche Auffassungen geben könne. Die Entscheidung gegen eine Beteiligung an der Militärintervention werde aber "unverändert" vertreten. Gleichwohl sei Deutschland bereit, sich am zivilen Wiederaufbau des Landes zu beteiligen.

Es ist der sechste Besuch der Kanzlerin in den USA in der Amtszeit Obamas. Der US-Präsident wiederum war zwar bereits mehrfach in Deutschland, einen offiziellen Besuch in Berlin hat er bislang aber noch nicht absolviert. Zuletzt hatten sich Merkel und Obama beim Gipfel der acht großen Industriestaaten (G-8) im französischen Deauville vor eineinhalb Wochen gesehen. Dort hatte Obama Merkel eröffnet, dass er ihr die Freiheitsmedaille verleihen will.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa/rts

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