Politik

McCains "guter Freund" Obama stellt Biden vor

Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Barack Obama (47), hat den 65 Jahre alten Senator Joe Biden offiziell als seinen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten vorgestellt. Biden sei "ein Führer, der in der Lage ist, einzuspringen und Präsident zu sein", sagte Obama vor zehntausenden Anhängern in Springfield. "Das ist der Kämpfer, den ich an meiner Seite haben will." Am Montag kommt in Denver (Bundesstaat Colorado) der Nominierungsparteitag der demokratischen Partei zusammen. Die Wahl des nächsten US-Präsidenten findet am 4. November statt.

Die USA benötigten nach acht Jahren gescheiterter Politik der Regierung von Präsident George W. Bush dringend eine neue Politik, sagte Obama in Illinois. Amerika könne sich keinen republikanischen Präsidenten John McCain leisten, weil dieser nur die verfehlte Bush-Politik fortsetzen werde, meinte Biden in seiner Rede unter strahlend blauem Himmel vor dem Capitol in Springfield. Hier hatte Obama vor 19 Monaten seine Präsidentschaftsbewerbung verkündet. Biden betonte erneut, dass er seinen Senatskollegen McCain schätze, allerdings habe dieser "zu 95 Prozent" die Bush-Politik unterstützt.

"Staatsmann mit starker Urteilskraft"

Vor allem seine Biografie beweise, das Biden ein Mann von Charakter, Stärke und Durchsetzungsfähigkeit sei, sagte Obama. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, habe er sein Stottern als Kind besiegt, den Unfalltod von Frau und Kind überwinden müssen, seine zwei Söhne zunächst allein großgezogen und einen lebensbedrohlichen Gehirntumor überstanden. Jahrzehntelang habe "Biden den Wechsel nach Washington gebracht, ohne dass Washington ihn verändert hat", sagte Obama. Biden sei "ein wirklicher Staatsmann mit starker Urteilskraft" und großer außenpolitischer Erfahrung.

"Barack Amerika"

Der schwarze Senator aus Illinois leistete sich bei der Präsentation seines "running mate" einen peinlichen Versprecher: "Hier stelle ich euch den nächsten Präsidenten..." waren Obamas Worte, als er Biden vorstellen wollte. Erst dann korrigierte Obama: "...den nächsten Vizepräsidenten der USA". Fast alle großen Fernsehanstalten übertrugen die Veranstaltung. Biden nannte Obama einmal versehentlich "Barack Amerika".

Obama hatte am frühen Morgen seine Entscheidung zugunsten Bidens seinen Anhängern per E-Mail und SMS bekanntgegeben. Der 65-Jährige ist seit 1973 Senator für den Bundesstaat Delaware. Seine rhetorischen Fähigkeiten sind berühmt und gefürchtet. Der Vorsitzende des Auswärtigen Senatsausschusses ist ein gewiefter Wahlkämpfer. Zweimal, 1988 und in diesem Jahr, nahm er vergeblich Anlauf, selbst Kandidat seiner Partei für die Präsidentenwahl zu werden.

Zu dem Nominierungsparteitag der Demokraten in Denver werden am Montag mehr als 50.000 Gäste erwartet, darunter 15.000 Medienvertreter. In Umfragen zur Präsidentenwahl liegen Obama und McCain dicht beieinander. Der ursprüngliche Vorsprung Obamas ist in den vergangenen Wochen geschrumpft.

McCain lobt Obamas Schachzug

Nach Ansicht des republikanischen US-Präsidentschaftsbewerbers John McCain hat sein Konkurrent Barack Obama bei der Wahl seines möglichen Vizepräsidenten klug gehandelt. Sein demokratischer Herausforderer habe eine "sehr kluge Wahl" mit Senator Joseph Biden getroffen, sagte McCain dem Fernsehsender CBS.

Guter Freund und guter Mann

"Offensichtlich verfolgen Joe und ich zwei verschiedene philosophische Seiten", sagte McCain weiter. "Doch ich betrachte ihn als guten Freund und guten Mann." Sie seien seit Jahren befreundet und würden einander gut kennen. McCain wird den Namen seines Vizepräsidenten wahrscheinlich Ende nächster Woche bekanntgeben, nach dem Ende des Parteitages der Demokraten und vor Beginn des Parteitages der Republikaner.

Quelle: ntv.de

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