Politik

Konsequenz aus Sylter Parolen Oktoberfest verbannt Partyhit von Gigi D'Agostino

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Der Skandal um den Missbrauch einer 20 Jahre alten Electronica-Hymne für rechtsextremistisches Gegröle zieht weiter Kreise. Nachdem immer mehr Vorfälle beim Spielen des Stücks auf Veranstaltungen bekannt werden, spricht das Oktoberfest ein Verbot aus. Auf der Wiesn ist "L'Amour Toujours" tabu.

Nach diversen ausländerfeindlichen Zwischenfällen mit dem bekannten Partyhit "L'Amour Toujours" wird das Lied des italienischen DJs Gigi D'Agostino auf dem Münchner Oktoberfest verboten. "Das Lied wird nicht gespielt - weder im Zelt noch sonst irgendwo", sagte der für die Organisation der Wiesn zuständige Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner im Bayrischen Rundfunk (BR). An Wirte und Schausteller ergehe eine klare Anweisung. Das Münchner Oktoberfest sei international und weltoffen.

"Wir wollen es verbieten und ich werde es verbieten", so der Oktoberfest-Chef. "Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz." Zuvor hatte der "Münchner Merkur" berichtet. Das Lied an sich sei zwar nicht rechtsradikal, aber es habe eine "ganz klare rechtsradikale Konnotation" bekommen, sagte Baumgärtner im BR.

Die Betriebsbedingungen des Oktoberfests machten es möglich, derlei Parolen oder Inhalte zu verbieten. In diesen sei festgehalten, dass rassistische Äußerungen beim Fest nicht geduldet würden. Die Wiesn sei ein "leichtfüßiges und schönes" Fest mit vielen ausländischen Gästen. Rechte Parolen seien in der Vergangenheit verhindert worden und sollen auch in Zukunft nicht vorkommen. "Die Wiesn ist unpolitisch."

In Deutschland sorgt seit Tagen ein durch ein Internetvideo dokumentiertes Geschehen in einer Nobelbar auf der Nordseeinsel Sylt für große Empörung. Mehrere junge Menschen stimmten bei einer kommerziellen Pfingstfeier zu dem Partyhit die Zeilen "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" an. Der Staatsschutz ermittelt.

Rechtsextremistische Vorfälle häufen sich

Das Oktoberfest zieht als größtes Volksfest der Welt jährlich Millionen Besucher aus dem In- und Ausland an. In diesem Jahr beginnt die Wiesn auf der Münchner Theresienwiese am 21. September.

Das Oktoberfest zieht als größtes Volksfest der Welt jährlich Millionen Besucher aus dem In- und Ausland an. In diesem Jahr beginnt die Wiesn auf der Münchner Theresienwiese am 21. September.

(Foto: picture alliance/dpa)

Außerdem gab es weitere ähnliche Vorfälle auf Volks- und Schützenfesten etwa in Bayern und Niedersachsen. Am Freitagabend skandierten zwei Besucher eines Festes in Erlangen rassistische Parolen zu demselben Lied. Bei einem Pfingstfest in der Oberpfalz sollen Besucher ebenfalls "Ausländer raus" gerufen haben, als das Lied gespielt wurde. Auch sollen sich laut dem schleswig-holsteinischen Bildungsministerium Schülerinnen und Schüler bei einer Party in einem Internat beim Anstimmen des Lieds rassistisch geäußert haben.

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In dem rheinland-pfälzischen Moselort Kröv hat die Polizei am Samstag nach Hinweisen auf möglicherweise verbotene Musik eine private Feier beendet. Es habe zudem Hinweise darauf gegeben, dass bei der Feier im Landkreis Bernkastel-Wittlich am Samstagabend verfassungsfeindliche Parolen gerufen worden seien, teilte die Polizei mit.

Neben der bundesweiten Empörung löste dies auch eine Debatte über die Verbreitung von rechtsextremistischen Einstellungen hierzulande aus. Das Singen ausländerfeindlicher Liedzeilen zu dem bereits aus dem Jahr 1999 stammenden Lied "L'Amour Toujours" samt der Verbreitung entsprechender Videos in sozialen Netzwerken ist kein neues Phänomen. Teilweise wird in diesem Zusammenhang von einer rechtsextremistischen sogenannten Memekultur gewarnt.

Quelle: ntv.de, gut/AFP

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