Politik

Kritischer Punkt in Afghanistan Petraeus übernimmt

Die Ära McChrystal ist Geschichte, der neue NATO-Oberbefehlshaber für Afghanistan Petraeus übernimmt das Amt auch offiziell. Es gibt im Augenblick leichtere Jobs, und die Erwartungen sind hoch.

Petraeus in Kabul.

Petraeus in Kabul.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

US-General David Petraeus hat offiziell das Oberkommando über die NATO-Truppen in Afghanistan übernommen. "Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt", sagte der 57-Jährige bei einer Zeremonie im NATO-Hauptquartier in Kabul in Bezug auf die angespannte Lage am Hindukusch. Vor afghanischen Soldaten, Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten warb er erneut um einen gemeinsamen Kraftakt gegen radikalislamische Rebellen.

"Wir müssen der Al Kaida und ihrem Netzwerk aus verbündeten Extremisten zeigen, dass sie sich in Afghanistan keine sicheren Zufluchtsorte aufbauen können, von denen sie Angriffe verüben können", sagte Petraeus, der bekleidet mit einem Kampfanzug vor afghanischen Soldaten, Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten im NATO-Hauptquartier sprach. Ziel des Afghanistan-Einsatzes sei, ihn zu "gewinnen". Seine Ernennung sei ein Wechsel im Kommando, aber nicht der Strategie, betonte der Militär, dem auch die Bundeswehr-Soldaten im Norden Afghanistans unterstellt sind.

"Schwierige Mission"

Bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in Kabul hatte Petraeus am Samstag eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten gefordert: "Es muss uns gelingen, unsere Kräfte zu bündeln und ein gemeinsames Ziel zu erreichen." Bei der Feier zum US-Unabhängigkeitstag in der US-Botschaft sprach er von einer "schwierigen Mission". Die Gefechte würden vermutlich noch gefährlicher werden, bevor sich die Lage deutlich verbessere.

Petraeus war am Freitag in der afghanischen Hauptstadt gelandet. Am Samstag leitete er sein erstes Briefing der regionalen Kommandeure. Er habe sehr viele Fragen gestellt und auch Ratschläge erteilt, sagte ein ISAF-Sprecher. Petraeus folgte im Amt des Oberbefehlshabers in Afghanistan auf seinen Landsmann Stanley McChrystal, der wegen abfälliger Äußerungen über die US-Regierung entlassen worden war.

Hohe Verluste

Petraeus übernimmt das Kommando über die rund 140.000 US- und ISAF-Soldaten am Hindukusch in einer schwierigen Phase. Die Verluste der US-Truppen sind so hoch wie nie seit Beginn des Einsatzes 2001. Die jüngste Großoffensive gegen die Taliban in der Provinz Helmand verlief Beobachtern zufolge enttäuschend, eine zusätzliche geplante Offensive in Kandahar kommt nicht recht in Gang.

Der Vier-Sterne-General, dem der Ruf eines genialen Strategen vorauseilt, war zuletzt Chef des US-Zentralkommandos, dem die Einsätze der Armee im Nahen Osten und in Zentralasien obliegen. Von 2007 bis 2008 war er Kommandeur des US-Einsatzes im Irak, den er nach Einschätzung vieler Politiker in Washington vor dem Scheitern bewahrte.

Nach einem viel kritisierten Artikel über McChrystal, der zu dessen Abberufung geführt hatte, verschärfte Verteidigungsminister Robert Gates die Regeln für Militärs im Umgang mit den Medien. In einem an militärische und zivile Mitarbeiter in Führungsverantwortung adressierten Schreiben, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag, wurden diese verpflichtet, Interviews mit dem Ministerium abzusprechen. Das US-Musikmagazin "Rolling Stone" hatte McChrystal mit scharfer Kritik an Vizepräsident Joe Biden und am US-Botschafter in Kabul, Karl Eikenberry, zitiert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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