Feuergefecht im Gelben Meer Pjöngjang fühlt sich provoziert
10.11.2009, 16:46 UhrZwei Kriegsschiffe aus Nord- und Südkorea liefern sich an der umstrittenen Grenzlinie im Gelben Meer ein Feuergefecht. Nordkorea fordert für den Beschuss des eigenen Schiffes eine Entschuldigung. Südkorea war nach dem Zwischenfall um Ruhe bemüht.
Nach einem kurzen Seegefecht zwischen süd- und nordkoreanischen Marineschiffen im Gelben Meer hat Nordkorea dem Nachbarland schwere Provokation vorgeworfen. Südkorea müsse sich für den Vorfall entschuldigen, hieß es in einer von den staatlichen Medien veröffentlichten Erklärung des obersten Kommandos der nordkoreanischen Volksarmee.
Ein Patrouillenboot der Volksarmee sei bei einer Routinefahrt auf der Spur eines nicht identifizierbaren Objekts gewesen, als "eine Gruppe von Kriegsschiffen der südkoreanischen Streitkräfte es (das Boot) verfolgten und eine solche schwere Provokation unternahmen, es zu beschießen", hieß es in der Mitteilung.
"Zufällige Kampfhandlung"
Die südkoreanischen Streitkräfte hatten zuvor Nordkorea die Schuld für den Zwischenfall gegeben. Nach Angaben des Generalstabs hatte das nordkoreanische Boot die umstrittene Seegrenzlinie vor der Westküste verletzt. Die nordkoreanische Seite habe Warnschüsse eines südkoreanischen Schiffes mit Schüssen erwidert.

Nordkorea ist unter seinem Staatschef Kim Jong Il international weitgehend isoliert.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Südkoreas Präsident Lee Myung Bak rief die Streitkräfte auf, Sorge dafür zu tragen, dass es nicht zu einer weiteren Eskalation kommt. Regierungschef Chung Un Chan sprach von einer "zufälligen Kampfhandlung" und das Vereinigungsministerium betonte, zurzeit würden keine Beschränkungen für den ohnehin begrenzten Reiseverkehr in das kommunistische Nachbarland erwogen.
Südkorea wirft Pjöngjang "direkte Attacke" vor
Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak berief eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ein. Regierungschef Chung warf Nordkorea eine "direkte Attacke" auf das Patrouillenschiff vor. Südkoreas Verteidigungsminister Kim Tae Young sagte, das nordkoreanische Schiff sei bis zu 1,6 Kilometer weit in südkoreanische Gewässer eingedrungen. Er gehe davon aus, dass das Boot bewusst über die Grenze gefahren sei.
Der Vorfall ereignete sich kurz vor dem Beginn einer Reise von US-Präsident Barack Obama nach Asien. In der nächsten Woche wird er auch Gespräche in Seoul führen. Die "Washington Post" berichtete, Obama habe entschieden, seinen Sondergesandten für die Nordkorea-Politik, Stephen Bosworth, nach Pjöngjang zu schicken. Dort solle er sich um die Wiederaufnahme der von Nordkorea abgebrochenen Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm bemühen. Der Besuch sei noch vor Jahresende geplant.
Nordkorea erkennt Grenze nicht an
Das Gebiet um die umstrittene Seegrenzlinie war bereits in den Jahren 1999 und 2002 Schauplatz von tödlichen Gefechten zwischen Kriegsschiffen beider Länder. Nordkorea erkennt die sogenannte Nördliche Grenzlinie (NLL) vor der Westküste nicht an. Die Grenzlinie wurde am Ende des Korea-Kriegs (1950-53) einseitig von einem UN-Kommando gezogen. Das Gelbe Meer liegt zwischen China und der Koreanischen Halbinsel.
Nach monatelangen teils heftigen Spannungen gab es zuletzt zwischen Süd- und Nordkorea wieder vorsichtige Schritte einer Annäherung. Nordkorea hatte Südkorea jedoch Mitte des vergangenen Monats beschuldigt, Kriegsschiffe in seine Hoheitsgewässer vor der Westküste geschickt zu haben. Das nordkoreanische Marinekommando drohte Militäraktionen für den Fall an, dass sich die angebliche Grenzverletzung wiederhole.
Quelle: ntv.de, kkl/AFP/dpa