"Müssen mutiger sein" Polen würde Ukraine auch Kampfflugzeuge liefern
26.01.2023, 21:33 Uhr
Was kommt nach den Panzern? Flugzeuge wohl nach derzeitigem Stand eher nicht.
(Foto: IMAGO/Cover-Images)
Mehrere NATO-Staaten wollen der Ukraine bald Leopard-2-Panzer schicken. In Polen denkt man derweil schon an die nächsten Hilfen und prescht erneut voran. Das Land würde die Lieferung von Kampfflugzeugen unterstützen - doch die Chancen dafür sind trotz vehementer Forderungen aus Kiew gering.
Polens Regierung würde es nach eigenen Angaben unterstützen, wenn die NATO eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine beschließen sollte. "Ich glaube, wir, die NATO, müssen mutiger sein", sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki dem französischen Sender LCI. Man dürfe keine Angst davor haben, der Ukraine Raketen- und Luftabwehrbatterien zu liefern, und zwar zur Stationierung auf ihrem gesamten Territorium und nicht nur im Westen, in der Hauptstadt Kiew und an den Frontlinien. Sollte darüber hinaus eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine in Betracht gezogen werden, würde Polen laut Morawiecki dafür stimmen. Aber natürlich könne es sich nur um eine Entscheidung der NATO als Ganzes handeln, sagte der Regierungschef.
Nach der deutschen Zusage zur Lieferung von Leopard-2-Panzern in die Ukraine hatte deren Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj auch nach Kampfflugzeugen, Langstreckenraketen und mehr Artillerie verlangt. Der ehemalige Botschafter in Deutschland und heutige Vize-Außenminister Andrij Melnyk sagte zu ntv: "Wir haben einen sehr mächtigen Gegner, die Russen produzieren Waffen auf Hochtouren. Die Ukraine braucht auch Verstärkung für ihre Luftwaffe."
Lieferung von Kampfflugzeugen ist derzeit unrealistisch
Polen, einer der aktivsten Unterstützer der Ukraine, hatte bereits in der Diskussion um die Kampfpanzer-Lieferungen erheblichen Druck auf Deutschland ausgeübt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine Lieferung von Kampfflugzeugen oder gar die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine jedoch kategorisch ausgeschlossen. In einer Regierungsbefragung im Bundestag betonte er, er werde sich nicht durch öffentlichen Druck beeinflussen lassen.
Stattdessen werde man Entscheidungen treffen, die so abgewogen sind, dass sie auch aus Sicherheitsgründen für Deutschland gut vertreten werden können und nicht im Hinblick auf ihre Wirkung für die Ukraine. "Dass es nicht um Kampfflugzeuge geht, habe ich sehr früh klargestellt und mache das auch hier. Als über Flugverbotszonen diskutiert wurde über der Ukraine habe ich, so wie der amerikanische Präsident gesagt, das werden wir nicht tun."
Zuvor hatte FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann eine Lieferung von Kampfjets für unrealistisch erklärt. "Ich sehe das nicht mit den Flugzeugen, um das direkt zu sagen", sagte sie im "Frühstart" von ntv. Das Risiko für Unfälle mit den Kampfjets sei zu hoch, so die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages. Zudem halte sie es für unwahrscheinlich, dass die Ukraine eine Luftüberlegenheit bekäme.
Quelle: ntv.de, rog/dpa