Dienstwagenstudie der Umwelthilfe Politiker mögen Spritschleudern
10.04.2013, 18:37 Uhr
Bouffier, hier zu Besuch bei Opel, fährt einen Audi A8.
(Foto: picture alliance / dpa)
Alle Jahre wieder untersucht die Umwelthilfe, wie umweltschonend die Politiker in ihren Dienstwagen unterwegs sind. Noch immer sind die Ergebnisse kaum zufriedenstellend. Ausgerechnet das grün-rot regierte Baden-Württemberg bekommt gleich vier "Rote Karten" wegen zu klimaschädlicher Wagen - positiv schneidet dagegen Hamburg ab. Doch die schlimmste Dreckschleuder fährt Hessens Ministerpräsident.
Die Hälfte aller deutschen Regierungschefs fährt laut einer Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe übermotorisierte Dienstwagen mit viel zu hohem Kraftstoffverbrauch. Unter den Länderchefs ist Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) mit der klimaschädlichsten Limousine unterwegs, wie der in Berlin vorgestellte Dienstwagen-Check der DUH ergab. Ebenfalls hohe CO2-Emissionen stellte die Umwelthilfe bei den Dienstwagen von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) fest.
Der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller abgefragten Dienstwagen im Vergleich
Partei | ø CO2-Aus- stoß in g/km | Anzahl Politiker | |
1 | SSW | 139 | 1 |
2 | parteilos | 143 | 8 |
3 | Bündnis 90/ Die Grünen | 145 | 17 |
4 | Die Linke | 150 | 4 |
5 | SPD | 159 | 67 |
6 | FPD | 167 | 12 |
7 | CDU | 176 | 49 |
8 | CSU | 177 | 12 |
Die Studie als pdf-Datei herunterladen.
Für ihre jährliche Untersuchung nahm die DUH die Dienstwagen von insgesamt 171 Spitzenpolitikern auf Länder- und Bundesebene unter die Lupe. Dabei verzeichneten die Klimaschützer zwar diesmal eine wachsende Zahl von Landesministern und Länderregierungschefs, die sich bei der Wahl ihres Dienstwagens erkennbar klimabewusst entscheiden. Bei der Mehrheit der Landespolitiker und bei allen Bundesministern vermisst die DUH allerdings die klare Bereitschaft, bei der Wahl ihrer Dienstwagen den seit 2012 gültigen EU-Zielwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten.
Bundesminister keine Vorreiter
Die Dienstwagen des Bundeskabinetts lagen im Durchschnitt über diesem Wert - sie schnitten aber insgesamt deutlich besser ab als noch bei der ersten Erhebung vor sechs Jahren. Mit Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erhielt beim aktuellen Limousinen-Check ein Mitglied des Bundeskabinetts die Rote Karte wegen Überschreitung des EU-Zielwerts um mehr als 40 Prozent. Insgesamt verteilte die DUH diesmal 28 dieser Roten Karten - eine davon an Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), dessen Abschneiden die Umwelthilfe als "enttäuschend" einstufte.
Laut DUH unterschreitet in der aktuellen Untersuchung mit dem Hamburger SPD-Senat erstmals ein ganzes Landeskabinett den EU-Zielwert. Vorreiter unter den Flächenländern ist das rot-grüne Kabinett in Schleswig-Holstein. Schlusslicht im Länderranking ist Niedersachsen - auf seinen CO2-Ausstoß untersucht wurde allerdings noch der Wagenpark des Ende Januar abgewählten schwarz-gelben Kabinetts in Hannover.
Der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch wertete es als Erfolg des jährlichen Dienstwagen-Checks, dass Politiker zunehmend bewusste Entscheidungen bei der Auswahl ihrer Dienstwagen treffen und die Premium-Autohersteller mittlerweile eine breite Palette komfortabler Dienstwagen mit moderater Motorisierung anbieten. "Umso unverständlicher sind die Ausreißer nach oben", kritisierte Resch. "Es gibt für Politiker heute definitiv kein Argument mehr für den Einsatz von Klimakiller-Dinos als Dienstwagen."
Quelle: ntv.de, AFP