Politik

Bekannte des Täters festgenommen Polizei tötet Geiselnehmer in Trèbes

Im südfranzösischen Carcassonne stiehlt ein bewaffneter Mann ein Auto und tötet einen Insassen. In einem Supermarkt im benachbarten Trèbes nimmt er Geiseln. Auch dort gibt es Tote. Sicherheitskräfte töten den Islamisten und nehmen eine Bekannte von ihm fest.

Die Geiselnahme in einem Supermarkt in Südfrankreich ist beendet. Der Täter sei erschossen worden, teilte Innenminister Gérard Collomb mit. Seinen Angaben zufolge wurde der Täter von Einsatzkräften getötet. Ein zuletzt als einzige Geisel festgehaltener Polizeibeamter sei bei dem Zugriff schwer verletzt worden. Alle anderen Geiseln waren vorher freigekommen.

Ohne weitere Einzelheiten zu nennen, bestätigte der französische Innenminister zudem, dass der Geiselnehmer vor dem Zugriff drei Menschen getötet hatte. Laut Ermittlerkreisen hatte der bekennende Islamist zuerst ein Auto im südfranzösischen Carcassonne gestohlen, dabei einen Insassen getötet und den Fahrer verletzt. Danach habe er in der Nähe auf eine Gruppe joggender Polizisten geschossen und einen von ihnen ebenfalls verletzt. Schließlich habe er bei der Geiselnahme im benachbarten Ort Trèbes zwei weitere Menschen getötet. Laut der Nachrichtenagentur AFP hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat auf ihrem Propagandakanal zu der Attacke bekannt.

Eine enge Bekannte des getöteten Angreifers wurde inzwischen festgenommen. Die Frau werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen terroristischen Vereinigung verdächtigt, sagte Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins. Sie lebte demnach mit dem marokkanischen Islamisten zusammen.

"Wir dachten, dass es keine Radikalisierung gibt"

Berichten zufolge soll der Mann den Supermarkt gegen 11 Uhr betreten und acht Menschen als Geiseln genommen haben. Laut dem Bürgermeister von Trèbes rief er "Allahu Akbar" (Gott ist groß), als er das Gebäude betrat und sprach von Rache für Syrien. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen. Mehreren Augenzeugen zufolge sind etwa 30 Kunden und Mitarbeiter durch einen Notausgang in eine benachbarte Autowerkstatt geflüchtet, als der Mann den Supermarkt betrat.

Bei dem Geiselnehmer soll es sich um einen marokkanischen Einwanderer handeln. Laut Collomb war er 26 Jahre alt und für kleinere Delikte bekannt. "Wir haben ihn beobachtet. Wir dachten, dass es keine Radikalisierung gibt. Er ist plötzlich zur Tat geschritten, obwohl er schon überwacht wurde", so der französische Innenminister. Mehrere Medien hatten vorher gemeldet, der Mann sei in Islamisten-Netzwerken unterwegs gewesen und habe bei der Geiselnahme die Freilassung von Salah Abdeslam gefordert, dem einzigen Überlebenden der Pariser Anschläge vom November 2015.

Der schwer verletzte Polizist in dem Supermarkt hatte sich laut Collomb während der Geiselnahme gegen eine andere Geisel eintauschen lassen. Der französische Innenminister sprach von einer Heldentat. Der Beamte habe sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch in dem Supermarkt liegen lassen, sagte Collomb. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Inneren des Gebäudes abgespielt habe. Als Schüsse fielen, seien sie eingeschritten. In dem 5500-Einwohner-Ort waren Spezialeinheiten der Polizei im Einsatz, mehrere Hubschrauber überflogen die kleine Stadt.

240 Terroropfer seit 2015

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete die Attacke und Geiselnahme als islamistischen Terroranschlag. Der Angreifer habe drei Menschen getötet und 16 weitere verletzt, sagte Macron am Abend in Paris. Mindestens zwei Verletzte seien in einem schlimmen Zustand. Ein Polizist, der sich freiwillig als Geisel hatte eintauschen lassen, ringe mit dem Tod. "Er hat Leben gerettet", sagte Macron. Eine Untersuchung soll seinen Angaben zufolge klären, wann und wie der Angreifer sich radikalisiert habe und wo er sich seine Waffe beschafft habe.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Seit 2015 sind bei Anschlägen von IS-Anhängern in Frankreich mehr als 240 Menschen getötet worden.

In den vergangenen sechs Monaten war es in Frankreich allerdings vergleichsweise ruhig geblieben. Die Sicherheitsbehörden konnten Attentate auf Armeekräfte und eine Sportstätte verhindern. Einen tödlichen Anschlag gab es zuletzt im vergangenen Oktober am Bahnhof St. Charles in Marseille: Ein 29-Jähriger erstach zwei Frauen, ehe er getötet wurde. Auch diese Tat hat der IS für sich beansprucht.

Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa

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