Politik

IS-Terror in Europa Polizei verhindert bei Paris weiteren Anschlag

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(Foto: dpa)

Französische Sondereinheiten haben mit einer blutigen Razzia das nächste Attentat abgewendet. Dabei könnte auch der Terror-Drahtzieher Abaaoud getötet worden sein. De Maizière zeigt sich alarmiert. Der Grund für die Länderspiel-Absage wird konkreter.

Nur wenige Tage nach der verheerenden Anschlagserie in Paris ist womöglich ein weiteres Attentat verhindert worden. Bei einem dramatischen, von heftigen Schusswechseln begleiteten Anti-Terror-Einsatz in der Nähe von Paris nahmen Spezialkräfte am Morgen acht Verdächtige fest. Mindestens zwei weitere Terrorverdächtige kamen ums Leben, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Unklar blieb zunächst, ob der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge vom Freitag, Abdelhamid Abaaoud, unter den Getöteten ist.

Staatsanwalt François Molins sagte, Abaaoud sei nicht unter den Festgenommenen. Die Identität der stark verstümmelten Toten sei noch nicht geklärt. Als Spezialkräfte eine Wohnung in Saint-Denis nördlich der Hauptstadt stürmten, sprengte sich mutmaßlich eine Frau in die Luft. Ein Mann wurde von Schüssen und Granaten tödlich verletzt.

Hunderte Durchsuchungen und Dutzende Festnahmen in Frankreich

"Eine neue Gruppe von Terroristen wurde neutralisiert und alles deutet darauf hin, dass dieses Kommando zur Tat schreiten konnte", sagte Molins. Darauf wiesen Bewaffnung, Organisationsstruktur und Entschlossenheit der Gruppe hin. Die Polizei habe bei der Erstürmung 5000 Schüsse abgegeben.

Mehrere Straßenzüge waren abgesperrt, bis zu 20.000 Menschen saßen in ihren Wohnungen fest. Bei dem Zugriff wurden fünf Mitglieder einer Spezialeinheit leicht verletzt. Die Aktion dauerte rund sieben Stunden. Zwischenzeitlich waren Explosionen zu hören.

Seit der Mordserie am vergangenen Freitag kam es in Frankreich zu 414 Hausdurchsuchungen, wie Innenminister Bernard Cazeneuve mitteilte. 64 Personen wurden vorläufig festgenommen, 60 kamen in Polizeigewahrsam. 118 Menschen wurden unter Hausarrest gestellt.

Bericht: Mehrere Explosionen bei Länderspiel geplant

Nach der Absage des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande in Hannover sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière: "Die Bedrohungslage für Europa und auch für Deutschland ist ernst - wirklich ernst." Nach allem, was bisher bekannt sei, seien die Attacken in Paris das Ergebnis oder Teil einer ersten koordinierten Anschlagsserie der Terrormilliz Islamischer Staat (IS) auf dem Kontinent. Vermutlich seien es nicht die letzten gewesen, sagte er bei der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes (BKA).

Die Bundesregierung und die deutschen Sicherheitsbehörden verteidigten die kurzfristige Spielabsage. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, die Sicherheitsbehörden hätten eine verantwortliche Entscheidung getroffen. BKA-Präsident Holger Münch erklärte: "Diese Absage war unvermeidlich, weil es einen ernstzunehmenden Hinweis auf einen geplanten Anschlag gegeben hat."

Nach einem Bericht der "Bild" hatte das Innenministerium um 18.33 Uhr ein Geheimpapier erreicht, das auf Informationen eines ausländischen Geheimdienstes beruht habe. Konkret sei darin gewarnt worden, dass eine Gruppe von mehreren Attentätern plane, das Fußballspiel zwischen Deutschland und Holland in Hannover anzugreifen. Dabei werde der Angriff mit mehreren Sprengsätzen innerhalb des Stadions erfolgen. Zudem solle eine Bombe in der Stadt Hannover detonieren.

Angriffe auf IS in Syrien

Die Polizei fahndet auch noch nach dem 26-jährigen Franzosen Salah Abdeslam, den die französischen Ermittler für einen der Attentäter halten. Außerdem könnte nach Informationen aus Ermittlerkreisen möglicherweise noch ein weiterer Terrorist entkommen sein.

Auch in Syrien geht Frankreich massiv gegen den IS vor, der sich in einer nicht verifizierten Mitteilung zu dem Blutbad in Paris mit 129 Toten bekannt hatte. Bei Luftangriffen französischer Jets und Flugzeugen anderer Nationen auf die nordsyrische IS-Hochburg Al-Rakka wurden in den vergangenen drei Tagen mindestens 33 Extremisten getötet.

Die IS-Terrormiliz will den russischen Passagierjet über dem Sinai mit einer Bombe zum Absturz gebracht haben, die in einer Getränkedose versteckt war. In der aktuellen Ausgabe des IS-Internetmagazins "Dabiq" zeigen die Extremisten ein Bild des angeblichen Sprengsatzes. Auch die schwedische Sicherheitspolizei sieht eine erhöhte Terrorbedrohung für das eigene Land. Sie hob die Warnstufe von "erhöhte Bedrohung" auf "hohe Bedrohung" an. Es ist die zweithöchste Gefahrenstufe auf der Skala

Quelle: ntv.de, shu/dpa/AFP

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