Politik

Das Stalingrad der Söldner? Prigoschin verlangt mehr Munition - und macht "Ankündigung"

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Prigoschin zeigt sich in einem Video angeblich auf dem Dach eines Hauses in Bachmut.

Der Chef der Wagner-Gruppe fordert erneut mehr Artilleriegeschosse und Patronen. Angeblich verbrauchen seine Söldner 10.000 Tonnen Munition pro Monat in Bachmut. Zugleich macht Prigoschin - inmitten von Gefechtsfeuer - "eine wichtige Ankündigung".

Die russische Söldnertruppe Wagner braucht nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin pro Monat 10.000 Tonnen Munition für den Kampf um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine. Prigoschin forderte in einem nun veröffentlichten Video mit Nachdruck die Lieferung von Artilleriegeschossen und Patronen. Das Video zeigt ihn angeblich auf dem Dach eines Hauses der weitgehend zerstörten Stadt - etwa 1,2 Kilometer vom Verwaltungszentrum entfernt, das von ukrainischen Truppen gehalten wird. Dabei verkündete er: "Wir werden siegen."

Der Wagner-Chef versicherte, niemand in Moskau müsse Bedenken haben, dass er politische Ambitionen hege. Deshalb sollten ihm auch ohne Vorbehalte die geforderten Mengen Munition geliefert werden. Russlands Milliardäre seien zu diesen Ausgaben auch bereit. Er bezifferte die monatlichen Kosten auf eine halbe Milliarde US-Dollar, umgerechnet rund 470 Millionen Euro.

Prigoschin gab in dem Video zu, dass Korruption in seiner Heimat verbreitet sei. Seine eigenen korrupten Verbindungen werde er aber "mit ins Grab nehmen".

Angeblich Kandidatur für Präsidentenwahl in der Ukraine

Dann stellte sich der 61-Jährige für "eine wichtige Ankündigung" auf. Unter hörbarem Gefechtsfeuer kündigte er an, nächstes Jahr bei der Präsidentenwahl zu kandidieren - allerdings nicht wie zeitweilig gemutmaßt in Russland, sondern "in der Ukraine". Er werde gegen Amtsinhaber Wolodymyr Selenskyj und dessen Vorgänger Petro Poroschenko antreten. Der Wagner-Chef ist berüchtigt dafür, sich über seine Gegner lustig zu machen.

In dem Video waren viele zerstörte Häuser und Straßenzüge zu sehen - vergleichsweise seltene Aufnahmen aus der Stadt, die einmal 70.000 Einwohner hatte. Heute leben dort nur noch wenige Tausend.

Selenskyj will die strategisch wichtige Stadt Bachmut unter allen Umständen halten. Bachmut ist seit dem Spätsommer umkämpft. Die Stadt ist Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Bei einem Erfolg öffnete sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Damit rückte eine vollständige Eroberung des Gebiets Donezk näher.

Putin spielt offenbar Prigoschin aus

Severin Pleyer vom German Institute for Defence and Strategic Studies glaubt allerdings, dass die Wagner-Söldner im russischen Krieg gegen die Ukraine nur eine untergeordnete Rolle spielen. Bei ntv sagte der Politologe von der Bundeswehr-Universität in Hamburg, der zähe Kampf um Bachmut komme Russlands Präsident Wladimir Putin gelegen, um Prigoschin in einem innerrussischen Machtkampf auszubooten.

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So sei Prigoschins Kritik an der russischen Militärführung nicht gut angekommen. Ab Februar seien sämtliche Unterstützungspakete gekappt worden. "Die Wagner-Gruppe reibt sich momentan in Bachmut auf und anscheinend möchte man aus russischer Sicht auch genau das erreichen, dass die Wagner-Gruppe wieder in die russischen Streitkräfte miteingegliedert wird auf lange Sicht." Prigoschin solle in die Schranken gewiesen werden. "Man konnte sich anscheinend nicht anders helfen, als ihm ein Schlachtfeld zu geben, wo er sich monatelang bereits daran versucht hat."

Dabei hätten die Söldner ohne die russischen Truppen keine Chancen, die Stadt einzunehmen. Doch für Prigoschin ist Bachmut offenbar vor allem ein Symbol: "Prigoschin hat es hochstilisiert zu einer Art Stalingrad", so Pleyer.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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