Modellversuch startet Private übernehmen Arge-Job
22.02.2007, 17:25 UhrNeben staatlichen Arbeitsagenturen sollen künftig auch Privatunternehmen in Deutschland Arbeitslose bei der Suche nach einer Stelle unterstützen dürfen. Das grüne Licht für ein entsprechendes Modellvorhaben habe am Donnerstag der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg gegeben, teilte der Vorsitzende des Gremiums, Peter Clever, nach der Sitzung mit. Neben den von Clever vertretenen Arbeitgebern hätten sich auch Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen für einen solchen Modellversuch ausgesprochen. Gewerkschaftsvertreter hätten sich bei einer Abstimmung zur Ermittlung des "Stimmungsbildes" dagegen ausgesprochen.
Die Testphase sieht nach BA-Angaben vor, in sechs deutschen Städten die Betreuung von jeweils 500 bis 1.000 mittel- bis schwer vermittelbaren Arbeitslosengeld-I-Empfängern an Privatfirmen zu übertragen. Ausgewählt werden sollen die Städte Erfurt, Magdeburg und Dresden sowie Köln, Nürnberg und Bochum. Erwartet werde von den Privatvermittlern eine "Rund-um-Betreuung" der Arbeitslosen. Beauftragte Firmen sollen nach vorläufigen Plänen neben einer Grundpauschale auch eine Erfolgsprämie erhalten. Mit dem Mehrheits-Votum des Verwaltungsrats könne das Projekt nun ausgeschrieben werden.
Verwaltungsratschef Clever betonte, es gehe bei dem Modellversuch keineswegs darum, private Vermittler gegen die Arbeitsagenturen auszuspielen. "Wir wollen vielmehr lernen, wie Private an die Vermittlung von Arbeitslosen herangehen, wenn ihnen dieser Bereich als Komplettangebot übertragen wird", sagte Clever. "Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern darum, gegenseitig voneinander zu lernen". Ein Effekt des Modellversuchs könnte sein, dass Arbeitsagenturen bestimmte erfolgreiche Verfahren und Praktiken für ihre eigene Arbeit übernehmen.
Nach Clevers Darstellung haben die im Verwaltungsrat vertretenen Gewerkschafter ihre Ablehnung des Modellvorhabens damit begründet, dass dies der Einstieg in die Privatisierung der Bundesagentur für Arbeit (BA) sein könnte. Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte der Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik beim DGB-Bundesvorstand, Wilhelm Adamy, kritisiert, der Modellversuch fände unter ungleichen Wettbewerbsbedingungen statt. Die Arbeitsagenturen seien viel zu schlecht ausgestattet. Das Geld für die Privaten sollte daher besser für die Personalaufstockung in den Agenturen genutzt werden, um dort den Betreuungsschlüssel zu verbessern.
Quelle: ntv.de