Politik

Hoden aufs Pflaster genagelt Protestkünstler wird freigesprochen

Pjotr Pawlenski weiß sich in Szene zu setzen: Mal wickelt er sich in Stacheldraht, mal näht er sich den Mund zu. Immer aus Protest. Im November nagelte er seinen Hodensack auf Moskaus Roten Platz. Dagegen ist selbst die russische Justiz machtlos.

Pjots Pawlenski nennt diese Aktion Kunst.

Pjots Pawlenski nennt diese Aktion Kunst.

(Foto: Grani.ru)

Der russische Performance-Künstler Pjotr Pawlenski muss nicht ins Arbeitslager. Die russische Justiz stellte ein in der Öffentlichkeit viel beachtetes Verfahren gegen den 30-Jährigen ein. Der Mann hatte im November seine eigenen Hoden auf das Pflaster des Moskauer Roten Platzes genagelt. Pawlenskis Anwalt Dinar Idrisow sagte, die Akte sei geschlossen, weil seinem Mandanten "mangels Verbrechen" nichts vorgeworfen werden konnte. Gegen Pawlenski war wegen "Rowdytums" ermittelt worden, das mit bis zu fünf Jahren Lagerhaft bestraft werden kann.

Ein Sprecher der Moskauer Polizei erklärte, ein Experte sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Aktion weder "politisch, ideologisch oder rassistisch" motiviert gewesen sei und sich "nicht gegen eine ethnische, soziale oder religiöse Gruppe gerichtet" habe.

Videos der Aktion hatten den nackten Pjotr Pawlenski unter den Augen entsetzter Passanten vor dem Lenin-Mausoleum auf dem Boden sitzend gezeigt, während Polizisten ihn mit einer Decke verhüllten. Der Performance-Künstler erklärte auf der Website Grani.ru, mit seiner Aktion habe er gegen die Untätigkeit der russischen Gesellschaft angesichts der Entwicklung des Landes zu einem Polizeistaat protestieren wollen.

Nicht die erste Aktion

Gegen Pawlenski wird in einem anderen Fall wegen "Vandalismus" ermittelt. In St. Petersburg hatte er im Februar auf der Straße Reifen verbrannt, um sich mit der Kiewer Protestbewegung gegen die ukrainische Regierung von Präsident Viktor Janukowitsch zu solidarisieren. Im Mai 2013 war er festgenommen worden, weil er nackt und mit Stacheldraht umwickelt vor einem Regierungsgebäude in St. Petersburg demonstriert hatte. 2012 hatte er sich den Mund zugenäht, um gegen die Inhaftierung von Mitgliedern der Frauen-Punkband Pussy Riot zu protestieren, die mittlerweile wieder auf freiem Fuß sind.

Quelle: ntv.de, AFP

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