Russland isolieren sei unmöglich Putin: "Sanktionsfieber des Westens" weltweite Gefahr
07.09.2022, 11:17 Uhr
Wladimir Putin hält eine Isolierung Russlands durch Sanktionen für unmöglich, wie er bei einer Wirtschaftskonferenz in Wladiwostok sagte.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Trotz Meldungen darüber, dass immer mehr Russen ihr Land verlassen, redet Kremlchef Putin vor internationalem Publikum die Auswirkungen der westlichen Sanktionen klein. Vielmehr seien diese nicht nur für Moskau eine Gefahr. Auch sieht er mit dem Angriffskrieg einen Zugewinn für Russlands Souveränität.
Russlands Präsident Wladimir Putin hält es trotz der massiven westlichen Sanktionen für "unmöglich", sein Land international zu isolieren. "Egal, wie sehr manche Russland isolieren wollen, es ist unmöglich, dies zu tun", sagte Putin heute bei einer Wirtschaftskonferenz in der russischen Hafenstadt Wladiwostok.
Nach der Corona-Pandemie gebe es nun "neue globale Herausforderungen", welche "die ganze Welt bedrohen", sagte Putin in seiner Rede. "Ich meine das Sanktionsfieber des Westens, seine unverhohlen aggressiven Versuche, anderen Ländern Verhaltensweisen aufzuzwingen, sie ihrer Souveränität zu berauben und sie seinem Willen zu unterwerfen", fügte Putin hinzu. Den USA warf er vor, ihre bröckelnde Dominanz in der Welt sei der Katalysator der westlichen "Aggression" gegen Russland. In den internationalen Beziehungen seien derzeit "tektonische Veränderungen" zu beobachten: Insbesondere die Länder der Asien-Pazifik-Region seien zu "neuen Zentren des wirtschaftlichen und technologischen Wachstums" geworden, sagte er vor internationalem Publikum.
Aber auch gegen EU-Länder schoss Putin. Er warf ihnen vor, sich die meisten ukrainischen Getreidelieferungen seit der Aufhebung einer Hafenblockade gesichert zu haben. "Fast das gesamte aus der Ukraine exportierte Getreide wird nicht in die ärmsten Entwicklungsländer, sondern in EU-Länder geliefert". Russland habe alles dafür getan, um wieder Getreide-Exporte aus der Ukraine zu ermöglichen. Europäische Länder hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten aber wie "Kolonialisten" verhalten und "verhalten sich auch heute noch so", sagte der russische Präsident. Mit dem Import ukrainischen Getreides hätten sie "wieder einmal" die Entwicklungsländer "hintergangen". Mit einer solchen Herangehensweise werde "das Ausmaß der Ernährungsprobleme in der Welt nur zunehmen", sagte Putin.
Den massiven Sanktionen der USA und EU sowie weiteren Staaten trotze die heimische Wirtschaft, behauptete der russische Präsident, zugleich räumte er ein, dass es in einigen Branchen und Regionen Schwierigkeiten gebe. So hätten Unternehmen zu kämpfen, die auf Zulieferungen aus Europa angewiesen seien.
Putin: Haben durch Ukraine-Krieg nichts verloren
Der Kremlchef nutzte die Konferenz aber auch, um erneut den vor mehr als sechs Monaten angeordneten Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine als angeblich notwendig zum Schutz Russlands zu verteidigen. "Ich kann sagen, dass der hauptsächliche Zugewinn die Stärkung unserer Souveränität ist - und das ist ein unweigerliches Ergebnis dessen, was gerade passiert", sagte Putin. Mit Blick auf den Krieg fügte er an: "Wir haben (dadurch) nichts verloren und werden nichts verlieren." Moskau hätte viele Versuche unternommen, um das Problem zwischen Russland und der Ukraine friedlich zu lösen. Doch dann habe das Land entschieden, "spiegelbildlich auf Handlungen unseres potenziellen Feinds zu antworten: auf bewaffnetem Weg. Wir haben das bewusst getan." Viele internationale Experten werten das als reinen Vorwand für den brutalen russischen Angriffskrieg, infolgedessen bereits Tausende Zivilisten starben.
Zu der Veranstaltung in Wladiwostok waren zahlreiche Staatsgäste angereist, darunter Myanmars Militärchef Min Aung Hlaing und der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan. Russlands Truppen waren Ende Februar in die Ukraine einmarschiert. Putin begründete den Krieg, der in Russland lediglich als "militärische Spezial-Operation" bezeichnet wird, damals unter anderem mit der angeblichen "Befreiung" der Ukraine von Nationalisten.
Quelle: ntv.de, ysc/AFP/dpa