Russischer NATO-Botschafter Putin ernennt Nationalisten
10.01.2008, 17:46 UhrRusslands Präsident Wladimir Putin hat den nationalistischen Politiker Dmitri Rogosin zum neuen NATO-Botschafter seines Landes in Brüssel ernannt. Das teilte der Kreml laut der Agentur Interfax mit. Der studierte Journalist hatte Ende 2006 als Mitorganisator einer Kundgebung Rechtsradikaler in Moskau für Schlagzeilen gesorgt, auf der gegen Ausländer gehetzt wurde und einige Demonstranten den Hitler-Gruß zeigten. Als Parlamentsabgeordneter befasste sich Rogosin überwiegend mit Außenpolitik und Sicherheitsfragen.
Der 44-Jährige stammt aus einer Moskauer Militär-Familie, hatte in der Vergangenheit die NATO als Gefahr für Russland bezeichnet und sich für eine Wiederaufrüstung des Landes ausgesprochen. Nach eigenen Angaben spricht er Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Tschechisch. In seiner neuen Funktion will der Politiker nach eigenen Angaben vor allem die Interessen Serbiens im Streit über die Zukunft des Kosovo verteidigen. Zudem stehe der geplante US-Raketenabwehrschild auf seiner Agenda.
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer betonte unmittelbar nach der Ernennung Rogosins die Bereitschaft zur Fortsetzung des Dialogs mit Moskau. "Es gibt wichtige Fragen, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind. Das passiert", sagte er vor Journalisten in Brüssel. "Wir diskutieren weiter. Und wir setzen die Diskussion auch mit Botschafter Rogosin fort." Russland und die NATO hätten durchaus gemeinsame Interessen und arbeiteten bei der Bekämpfung des Terrorismus im Mittelmeerraum und des Drogenhandels in Afghanistan eng zusammen.
Rogosin gehörte zu den Initiatoren der populistischen Partei Rodina (Heimat), die später in der Kremlpartei Gerechtes Russland aufging. Vor zwei Jahren fiel er auch im Westen auf, als er nach dem Tod des inhaftierten Ex-Präsidenten Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, dem UN-Kriegsverbrechertribunal "politischen Mord" vorwarf.
Der frühere Leiter der russischen Delegation im Europarat löst in Brüssel den Militärgeneral Konstantin Tozki ab. Vor allem die russische Aussetzung des Vertrags über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) sowie der Konflikt um eine US-Raketenabwehr in Polen und Tschechien haben in den vergangenen Monaten die Beziehungen zwischen Russland und der NATO belastet.
Quelle: ntv.de