Wieder weniger Arbeitslose Quote bei 7,5 Prozent
01.07.2008, 10:20 UhrDie Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni um 123.000 auf 3.160.000 gesunken. Das waren 528.000 weniger als vor einem Jahr, berichtete die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote ging um 0,3 Punkte auf 7,5 Prozent zurück. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,8 Prozent gelegen.
BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise sagte, die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt habe sich fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit gehe zurück, und die Beschäftigung wachse weiter. Auch die Nachfrage der Unternehmen nach Mitarbeitern sei unverändert hoch. Laut Bundesagentur fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit so hoch aus wie im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre.
Beitragssenkung möglich
Weise sagte, die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt lasse den Spielraum wachsen für eine weitere Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung. Bei einem unveränderten Beitragssatz von 3,3 Prozent und einer wirtschaftlichen Entwicklung gemäß den Annahmen der Bundesregierung würde die BA bis 2012 weitere Rücklagen ansammeln. Diese stünden dann zur Disposition für mehr arbeitsmarktpolitische Programme oder Beitragssenkungen.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Christine Scheel, sprach sich bei n-tv gegen eine allgemeine Senkung aus. Sie forderte vielmehr, gezielt kleine Einkommen zu entlasten anstatt das Geld "insgesamt auszuschütten, was niemand am Ende finanzieren kann. Die neuen Daten beurteilt Scheels keptisch. "Wir sehen: der Aufschwung ist eigentlich am Ende. Das sagen alle Wirtschaftsinstitute." Die Regierung habe nichts getan für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte. "Hier ist im Prinzip ein Kombi-Lohn-Wirrwarr, der auch zu negativen Effekten am Ende führen wird, weil er zu undurchsichtig ist."
Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Juni um 38.000 auf 3,266 Millionen. Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 21.000 ab, im Osten um 17.000.
"Ein recht kräftiger Rückgang"
Banken-Volkswirte zeigten sich zufrieden. "Das ist ein recht kräftiger Rückgang", sagte Stephan Rieke von der BHF-Bank. "Wir hatten in den Monaten zuvor schwächere Ergebnisse, teilweise auch witterungsbedingt. Die konjunkturelle Abschwächung macht sich am Arbeitsmarkt bislang noch nicht bemerkbar."
Allerdings sagte Rieke "ein paar schwächere Monate" voraus. "Das wird dann auch negative Folgen für den Arbeitsmarkt haben."
Ähnlich äußerte sich WestLB-Volkswirt Jörg Lüschow. "Es zeigt sich, dass trotz der nachlassenden Konjunkturdynamik die Erholung auf dem Arbeitsmarkt voranschreitet. Man muss sich aber auf eine moderatere Dynamik einstellen. Dennoch sehen wir eine Chance, dass wir im Herbst unter drei Millionen Arbeitslose rutschen."
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit sei sowohl eine Folge der Reformen als auch der Konjunkturbelebung, so Lüschow. "Es war schon bei der Verabschiedung der Reformen klar, dass sie nur dann wirken können, wenn sich die Wirtschaft erholt. Mit Blick nach vorne können wir zumindest noch für eine gewisse Zeit erwarten, dass der Arbeitsmarkt gut läuft." Der Grund dafür sei "das hohe Auftragspolster der Industrie".
Zahl der Beschäftigten steigt
Unterdessen teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Beschäftigtenzahl im Mai weiter gestiegen sei. Im Jahresvergleich sei die Zahl der Erwerbstätigen um 1,6 Prozent auf 40,19 Millionen geklettert. Zum Vormonat erhöhte sich die Beschäftigtenzahl um 0,3 Prozent.
Die positive Entwicklung der Beschäftigung setzte sich fort, wenn auch in leicht abgeschwächter Form, kommentierte das Bundesamt die Zahlen. Ob dieser Trend als generell schwächer werdende Entwicklung am Arbeitsmarkt gewertet werden könne, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Zumindest teilweise dürfte die Abschwächung auch durch Witterungseffekte zu erklären sein.
Die saisonbereinigte Erwerbstätigkeit erhöhte sich zum Vormonat leicht um 4000 auf 40,24 Millionen Personen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren im Mai saisonbereinigt 3,22 Millionen Personen und damit 12,2 Prozent weniger als im Vorjahresmonat erwerbslos. Diese Erwerbslosenzahl wird nach dem Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) berechnet.
Quelle: ntv.de