Countdown in Libyen Rebellen stellen Ultimatum
05.09.2011, 14:44 Uhr
Ein Rebell mit einem Gewehr vor Bani Walid.
(Foto: AP)
Die Rebellen setzen den Anhängern von Gaddafi eine Frist bis zum 10. September. Bis dahin sollen sie alle noch besetzten Enklaven übergeben. In dem Aufmarschgebiet bei Tarhuna herrscht nun gespannt Ruhe. NATO-Generalsekretär Rasmussen erwartet indes ein baldiges Ende des Militäreinsatzes der Allianz.
Der Übergangsrat in Libyen will die belagerte Gaddafi-Hochburg Bani Walid bis zum Wochenende nicht stürmen lassen. Für alle noch verbliebenen Enklaven von Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi gelte weiterhin die bis zum 10. September gesetzte Frist für eine Übergabe, sagte der Chef Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil dem britischen Sender BBC in Bengasi.

Rebellen, die zur Verstärkung aus Tripolis kommen, geben Freudenschüsse ab, während sie einen Checkpoint zwischen Tarhouna und Bani Walid passieren.
(Foto: AP)
Die Aufständischen hatten vor Bani Walid hunderte Kämpfer zusammengezogen. Zuvor waren offizielle Verhandlungen zwischen den Rebellen sowie Stammesältesten und Anhängern Gaddafis ohne Ergebnis abgebrochen worden. Daraufhin hatten Kommandeure der Rebellen dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira gesagt, dass der Countdown für die Erstürmung der Stadt begonnen habe.
Bani Walid liegt rund 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis. Bis zum Montagmittag herrschte im dem Aufmarschgebiet bei Tarhuna nur gespannte Ruhe.
Der Übergangsrat hatte Mitte vergangener Woche den letzten Gaddafi-Hochburgen eine Frist bis zum kommenden Samstag gesetzt, um sich der neuen Macht im Lande zu ergeben. Neben Bani Walid betrifft das auch die Küstenstadt Sirte, den Geburtsort Gaddafis, die südliche Wüstenstadt Sebha sowie mehrere Städte zwischen Sirte und Sebha.
Gaddafis Söhne mischten mit
In Bani Walid sollen die Gaddafi-Söhne Seif al-Islam und Mutassim eine friedliche Lösung verhindert haben, ehe sie vor ein paar Tagen abgezogen seien, berichtete die BBC unter Berufung auf den Übergangsrat in Bengasi. Nach unbestätigten Meldungen soll sich noch der ehemalige Gaddafi-Sprecher Ibrahim Mussa in der Wüstenstadt aufhalten und eine Kapitulation blockieren. Ein BBC-Reporter schätzte die Zahl der gut bewaffneten Gaddafi-Getreuen, die sich nicht ergeben wollen, auf bis zu 200.
Der Übergangsrat versucht indes weiter, die schwierige humanitäre Lage in der Hauptstadt Tripolis in den Griff zu bekommen. In weiten Teilen der Stadt sei die Wasserversorgung weiterhin unterbrochen, berichteten Augenzeugen.
NATO rechnet mit schnellem Ende von Militäraktionen

Rasmussen will die NATO-Aktionen bald beenden.
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NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen erwartet das Ende des Militäreinsatzes der Allianz in Libyen "bald". Er könne keinen genauen Zeitpunkt für den Abschluss des Einsatzes nennen, sagte Rasmusssen in Brüssel. Er denke aber, "er wird bald kommen". "Unsere Operation zum Schutz von Zivilisten ist einem Erfolg deutlich näher gekommen." Als Ziel des Einsatzes nannte Rasmussen den Zeitpunkt, an dem die neue Führung in Libyen einen "wirksamen Schutz" der Zivilbevölkerung gewährleisten könne.
Die NATO ist seit Ende März in Libyen im Einsatz. Auf Grundlage eines UN-Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung flog die Militärallianz seitdem tausende Lufteinsätze; de facto unterstützte die NATO damit die Rebellen im Kampf gegen den ehemaligen Machthaber Muammar el Gaddafi. Der Einsatz solle noch so lange wie nötig dauern, "aber keine Minute länger", sagte Rasmussen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP