Politik

Entscheidende Debatten Rededuell Obama-McCain

Ein dunkler Schatten fällt auf das Duell, kaum jemals zuvor stand eine Präsidentschaftsdebatte in den USA so sehr unter dem Eindruck einer akuten Krise. Die TV-Duelle der Bewerber um das Weiße Haus gelten gemeinhin als Sternstunden der US-Politik, ein Duell zweier Männer, unerbittlich und vor den Augen der Nation - so etwas lieben die Amerikaner. Doch wenn sich Barack Obama und John McCain zur ersten von drei Fernsehdebatten treffen, ist der Kongress womöglich gerade dabei, letzte Hand an das gigantische Hilfspaket für den taumelnden Finanzsektor anzulegen. McCain versuchte sogar, das Duell zu verschieben - das ganze Land hält den Atem an.

Dabei geht es für beide um Kopf und Kragen: Seit Wochen liefern sich der jugendliche Obama und McCain, dem man seine 72 Jahre durchaus ansieht, ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Längst ist die Obama-Euphorie in den USA verpufft, zeitweise lag McCain laut Umfragen schon leicht vorn. Glaubt man den Meinungsforschungsinstituten, konnte Obama jetzt aus der Finanzkrise ein wenig Profit schlagen, doch der Vorsprung ist hauchdünn. Noch ist alles offen. "Die Debatten entscheiden das Rennen (...)", schreibt das Politmagazin "Time".

Verletzlichkeit gegen Sarkasmus

Die Ausgangslage für die 90 Minuten lange Redeschlacht ist kompliziert: Obama ist zwar ein begnadeter Redner, der Massen in den Bann ziehen und Zuhörer geradezu verzaubern kann. Doch als Debattenredner ist er eher durchschnittlich. Statt knapper, klarer Antworten neigt der gelernte Anwalt zu ausladenden Sätzen, gerät er unter Beschuss, schaltet er nicht schnell genug auf Angriff um. Überhaupt fehlt ihm mitunter der rechte "Killerinstinkt" in seiner Rhetorik - das haben die Debatten mit Ex-Rivalin Hillary Clinton gezeigt. "Obama zeigt Verletzlichkeiten", nennt das die "New York Times".

Bei seinem Gegner ist das genau anders herum: Der ehemalige Kriegsheld McCain, der über Vietnam abgeschossen wurde, ist alles andere als ein mitreißender Redner, vor Menschenmassen gerät er schon mal sprachlich ins Schlingern, die Stimme neigt zur Monotonie. Doch der ältere Herr mit den weißen Haaren ist ein gefährlicher Debattengegner, aggressiv und zubeißend, zudem sarkastisch und manchmal von oben herab. Kurzum: gefürchtet und schwer zu packen. Er habe den "Instinkt eines Kampfpiloten", meint die "New York Times". Ist ein Gegner im Rededuell angeschlagen, setzt McCain zu allem Überfluss noch ein feines, ironisches Lächeln auf.

Vorteil für McCain

Klarer Vorteil für McCain ist das Thema der ersten Debatte. Es geht um Sicherheitspolitik, das Leib- und Magen-Thema McCains. Eines steht schon vor Beginn fest: Auch diesmal wird McCain seine Zeit als Kriegsgefangener in Nordvietnam schildern. Er ist ein "war hero", ein Kriegsheld, der Folter und Misshandlung überstand. McCain, der noch heute unter den Folgen der Folter leidet, braucht das Thema nur anzutippen, schon ist ihm die Sympathie von Millionen Amerikanern sicher. "Ich weiß, wie man Kriege gewinnt", sagte McCain unlängst einmal vollmundig.

Immer wieder versucht McCain, seine besondere Geschichte, seine Lebenserfahrung und sein jahrzehntelanges Wirken als Senator herauszustellen - und Obama das Image des Grünschnabels ohne Kenntnis und Erfahrung anzuhängen. Nach wie vor sehen die meisten Amerikaner laut Umfragen McCain als den besseren Oberkommandierenden der Streitkräfte - in den USA ist das ein wichtiges Kriterium bei Wahlen.

Obama dagegen wird versuchen, das Thema Wirtschaft und Finanzkrise ins Spiel zu bringen. Umfragen besagen, hier trauen die Wähler dem schwarzen Senator mehr zu - angesichts der atemberaubenden Krise an der Wall Street dürfte es Obama nicht schwerfallen, das Thema Wirtschaft in den Vordergrund zu rücken.

Quelle: ntv.de, Peer Meinert, dpa

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