Politik

Streit um Gorleben-Akten Regierung lenkt ein

Nach heftigem Streit über angebliche Manipulationen bei der Erkundung des Salzstocks Gorleben als Atommüll-Endlager sucht die Bundesregierung nun doch noch nach einer gemeinsamen Bewertung.

2009: Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace projizieren ihre Botschaft auf den Förderturm des Erkundungsbergwerks in Gorleben.

2009: Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace projizieren ihre Botschaft auf den Förderturm des Erkundungsbergwerks in Gorleben.

(Foto: dpa)

Wegen der angeblichen Beeinflussung von Gutachten zum Salzstock Gorleben haben sich das Kanzleramt und die beteiligten Ministerien bei einer Schaltkonferenz auf eine gemeinsame Überprüfung geeinigt. "Ich begrüße die Bereitschaft zur gemeinsamen Überprüfung der Gorleben-Akten", erklärte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin. Zuvor gab es einen heftigen Streit zwischen Kanzleramt und Umweltministerium.

"Offenbar setzt sich auch in anderen Häusern die Erkenntnis durch, dass das Motto 'Augen zu und durch' für den Standort Gorleben als atomares Endlager nicht durchzuhalten ist", sagte Gabriel. An der Schaltkonferenz, die auf Einladung von Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) erfolgte, nahmen nach Angaben von Gabriel sein Staatssekretär Matthias Machnig, Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) teil.

Hoffentlich kein Wahlkampftrick?

1997: Atomkraftgegner protestieren auf einem Feld vor dem Verladekran in Dannenberg in der Nähe von Gorleben.

1997: Atomkraftgegner protestieren auf einem Feld vor dem Verladekran in Dannenberg in der Nähe von Gorleben.

(Foto: AP)

Er sei sich sicher, dass bei der Überprüfung auch seine Kabinettskollegen feststellen werden, "dass Anfang der 80er Jahre kritische Fragen zum Standort Gorleben verdrängt wurden und die deutlichen Aufforderungen zur Prüfung von Standortalternativen damals wie heute richtig sind", sagte Gabriel. Er hoffe allerdings, dass es sich bei der angestrebten Überprüfung nicht um einen Wahlkampftrick der Union handele.

2003: Bereits angelieferte Castor-Behälter stehen in einer Lagerhalle im Brennelementzwischenlager Gorleben.

2003: Bereits angelieferte Castor-Behälter stehen in einer Lagerhalle im Brennelementzwischenlager Gorleben.

(Foto: AP)

Gabriel sprach sich dafür aus, auf der Basis der gemeinsamen Prüfung der alten Akten einen Bericht an den Bundestag zu erstellen. Dieser sollte dann Grundlage sein, um zu entscheiden, ob ein Untersuchungsausschuss im der nächsten Legislatuperiode eingerichtet werden muss. Für ihn sei aber unabhängig von einem solchen Bericht "klar", dass es "mehr als unwahrscheinlich sei, dass die Gorleben-Erkundung fortgesetzt werden könne".

"Irreführend und unredlich"

2003:Ein Salzschacht des Erkundungsbergwerkes der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe in Gorleben, in dem die Schutzheilige der Bergleute "Barbara" wacht.

2003:Ein Salzschacht des Erkundungsbergwerkes der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe in Gorleben, in dem die Schutzheilige der Bergleute "Barbara" wacht.

(Foto: AP)

Zuvor hatte de Maizière Gabriel unredliches Verhalten vorgehalten. Er hatte Gabriel am Mittwoch vorgeworfen, dieser habe den Grundkonsens verlassen, Gorleben weiter auf seine Eignung als Endlager zu untersuchen, "ohne dass dafür neue substantielle Kenntnisse vorliegen". Solche Erkenntnisse ergäben sich auch nicht aus den von Gabriel in dieser Sache dem Kanzleramt zugänglich gemachten Unterlagen. "Unbegründete Fälschungsvorwürfe und unbewiesene Vermutungen" seien "irreführend und unredlich", schrieb de Maizière weiter in dem Brief.

2008: Ein Transport mit hochradioaktivem Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague erreicht das Zwischenlager Gorleben.

2008: Ein Transport mit hochradioaktivem Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague erreicht das Zwischenlager Gorleben.

(Foto: dpa)

Gabriel wies dies zurück. "Ich halte diesen Vorwurf angesichts der nun bekannt gewordenen Aktenfunde für abenteuerlich und rein politisch motiviert", schrieb er nach einem Bericht der Berliner "tageszeitung" (Freitagsausgabe) am Donnerstag an de Maizière. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Mittwoch ein Fernschreiben des Forschungsministeriums vom 13. Mai 1983 veröffentlicht, das den Manipulationsvorwurf stützt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen