"Brüderliche Liebe" Reis für Nordkorea
22.04.2007, 14:28 UhrSüdkorea hat Nordkorea trotz Verstreichens einer Frist für die Schließung der umstrittenen nordkoreanischen Atomanlagen 400.000 Tonnen Reis zugesagt. Südkorea werde die Hilfslieferungen aus "humanitären Gründen und brüderlicher Liebe" leisten, hieß es in einem Abkommen, dass am Sonntag zum Abschluss bilateraler Wirtschaftsgespräche in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang beschlossen wurde. Die Hilfe für den Not leidenden Norden soll im Mai anlaufen. Auch wollen beide Länder Mitte Mai die im vergangenen Jahr abgesagten Testfahrten auf wiederhergestellten Eisenbahnstrecken über die schwer bewachte innerkoreanische Grenze nachholen.
Zwar fand das geforderte Ende des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms in dem Abkommen keine Erwähnung. Doch habe seine Seite klar gemacht, dass die Reishilfe aufgehalten werden könne, wenn Nordkorea keine Schritte zur Erfüllung seiner Abrüstungszusagen unternehme, sagte Südkoreas Delegationsleiter Chin Dong Soo Reportern in Pjöngjang. Nordkorea hatte Mitte April eine bei den so genannten Sechser-Gesprächen vereinbarte Frist für die Schließung seiner Atomanlagen verstreichen lassen. Es hatte jedoch die Erfüllung seiner Versprechen zugesagt, sobald zuvor gesperrte Gelder des Landes bei einer Bank in Macao (China) zur Verfügung seien.
Süd- und Nordkorea wollen die Eisenbahn-Testfahrten durch zwei Grenzkorridore im West- und Osteil der geteilten Halbinsel am 17. Mai durchführen. Laut Abkommen wollen sie sich jedoch vorher noch um den Austausch von militärischen Sicherheitsgarantien bemühen. Die Garantien galten nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap als größter Streitpunkt bei den Gesprächen, die ursprünglich nur von Dienstag bis Freitag geplant waren.
Zudem erklärte sich Seoul bereit, dem Norden im Juni Material für die Herstellung von Kleidung und Schuhen zu liefern. Im Gegenzug soll der Süden Zugang zu Rohstoffen in Nordkorea erhalten. Auch wollen beide Länder Diskussionen über die gemeinsame Erschließung von Rohstoffen in Drittländern aufnehmen.
Hungersnot droht
Im März hatte Nordkorea eingeräumt, dass dem Land eine verheerende Hungersnot droht. Nach Angaben des für Asien zuständigen Leiters des UN-Welternährungsprogramms, Tony Banbury, könnten Millionen Menschen betroffen sein. Es fehlten eine Million Tonnen Lebensmittel. Dies entspreche 20 Prozent des Bedarfs. Schwangere Frauen und Kleinkinder seien besonders stark gefährdet.
Die Lebensmittelspenden an Nordkorea gingen in Folge des Atomstreits stark zurück. Doch die Atom-Verhandlungen sollten die Hilfslieferungen nicht beeinflussen, sagte Banbury: "Das Problem ist, dass wir nicht warten können. Die Menschen in Nordkorea können nicht warten." Nach seiner Einschätzung zeigt die Regierung in Pjöngjang eine neue Offenheit für Lebensmittelhilfen von außen, um drohende Engpässe überwinden zu können.
In den 90er Jahren starben in Nordkorea bis zu 2,5 Millionen Menschen bei mehreren Hungerkatastrophen. Das entsprach etwa zehn Prozent der Bevölkerung.
Quelle: ntv.de