Politik

Clintons Mission in Nordkorea Reporterinnen wieder zu Hause

Euna Lee und Laura Ling bei ihrer Ankunft in Burbank (Kalifornien).

Euna Lee und Laura Ling bei ihrer Ankunft in Burbank (Kalifornien).

(Foto: dpa)

Nach mehr als vier Monaten Haft in Nordkorea sind die beiden US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee wieder in den USA. Bei ihrer Ankunft weinten beide. Die letzten 140 Tage seien die schwierigsten in ihrem Leben gewesen.

Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und die beiden Reporterinnen trafen mit einer Sondermaschine auf dem Bob-Hope-Flughafen bei Los Angeles ein, wo die beiden Frauen von ihren Familien begrüßt wurden. Die Journalistinnen, deren Familien asiatische Wurzeln haben, waren emotional überwältigt und weinten.

Laura Ling (rechts) und Euna Lee wurden mehr als vier Monate in Nordkorea festgehalten.

Laura Ling (rechts) und Euna Lee wurden mehr als vier Monate in Nordkorea festgehalten.

(Foto: AP)

"Noch vor 30 Stunden waren wir Gefangene in Nordkorea", sagte Laura Ling. Dann sei ihnen gesagt worden, sie müssten zu einem Treffen. "Als wir den Raum betraten, sahen wir Bill Clinton. Da wussten wir in unserem Herzen, dass unser Alptraum ein Ende findet", sagte die junge Frau unter Tränen. "Die letzten 140 Tage waren die schwierigsten in unserem Leben." Euna Lee wurde von ihrem Ehemann begrüßt und drückte ihre vierjährige Tochter lange an sich.

Clinton wird vom ehemaligen Vize-Präsidenten Al Gore empfangen.

Clinton wird vom ehemaligen Vize-Präsidenten Al Gore empfangen.

(Foto: REUTERS)

Clinton, Ehemann von Außenministerin Hillary Clinton, war am Dienstag in Pjöngjang für mehr als drei Stunden mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il zusammengetroffen, der die beiden Frauen begnadigte. Obwohl das Weiße Haus offiziell von einer rein humanitären Reise sprach, mehren sich in Washington Spekulationen über mögliche politische Folgen der Mission für den Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm. Unbestätigten Presseberichten zufolge hoffen US-Regierungsvertreter auf die Rückkehr Pjöngjangs an den Verhandlungstisch.

Dank an Obama

Der ehemalige Vize-Präsident Al Gore - er hatte den Kabelsender mitgegründet, für den die beiden Journalistinnen arbeiteten - bedankte sich ausdrücklich auch bei Präsident Barack Obama. Dieser sei an den "humanitären Anstrengungen" zur Freilassung eng beteiligt gewesen. Obama meinte in einer kurzen Erklärung in Washington, die Freilassung sei "Grund zur Freude für das ganze Land". Er habe bereits mit den Familien gesprochen.

Versteinert wie das Land, das er besucht: Clinton neben Kim.

Versteinert wie das Land, das er besucht: Clinton neben Kim.

(Foto: REUTERS)

Ling und Lee waren Mitte März nahe der chinesisch-nordkoreanischen Grenze festgenommen worden, als sie über nordkoreanische Flüchtlinge berichteten. Sie waren wegen "Verbrechens gegen die koreanische Nation und illegalen Grenzübertritts" zu je zwölf Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Allerdings hätten sie ihre Strafe im Arbeitslager noch nicht angetreten gehabt, wie die "Washington Post" berichtete, stattdessen seien sie in einem Gästehaus untergebracht gewesen.

Clinton dementiert Entschuldigung

Außenministerin Clinton widersprach nordkoreanischen Berichten, wonach sich ihr Ehemann in dem Gespräch mit Kim Jong Il für das Verhalten der Amerikanerinnen entschuldigt habe. "Das ist nicht wahr", sagte sie bei einem Besuch in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Die USA hätten stets betont, sie wolle die Bemühungen um die Freilassung vom Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm trennen.

"Die Zukunft unserer Beziehungen mit Nordkorea liegt in ihren Händen", sagte Frau Clinton. "Sie haben die Wahl." Nordkorea könne den Weg provokativer Handlungen" weiter gehen, sagte sie mit Blick auf auf die jüngsten Atom-und Raketentests des kommunistischen Regimes. Dies werde das Land aber weiter isolieren. Die Alternative sei die Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche zur Beilegung des Atomkonflikts, meinte die Außenministerin.

Auch südkoreanischen Informationen zufolge ist mit dem Besuch auch die Hoffnung verknüpft, neue Bewegung in den festgefahrenen Konflikt um das Atomprogramm zu bringen. Bereits im April hatte Nordkorea seinen unwiderruflichen Rückzug von den seit 2003 laufenden Gesprächen über den Abbau seines Atomwaffenprogramms erklärt. Das kommunistische Land reagierte damit auf die Verurteilung des Starts einer nordkoreanischen Langstreckenrakete durch den Weltsicherheitsrat. An den Sechs-Parteien-Gesprächen sind außer Nordkorea und den USA auch China, Südkorea, Japan und Russland beteiligt.

Abendessen mit Kim

Bei einem Abendessen im Gästehaus der nordkoreanischen Führung hatten Clinton und Kim Jong Il laut nordkoreanischen Angaben "ausführliche" Beratungen geführt. Das Weiße Haus dementierte allerdings nordkoreanische Berichte, wonach Clinton dabei auch eine persönliche Botschaft von Obama überbracht habe. Clinton ließ sich anschließend mit Kim fotografieren, dem in den vergangenen Monaten schwere gesundheitliche Probleme nachgesagt worden sind. Auf dem Bild sieht der 67-jährige Diktator jedoch recht gut aus und mit besserer Gesichtsfarbe als beim letzten seiner seltenen öffentlichen Auftritte vor einem Monat. Berichten zufolge soll er vor einem Jahr einen Schlaganfall erlitten haben. Nordkorea hat das zurückgewiesen. Erst vergangenen Monat tauchten wieder Berichte auf, wonach er auch Krebs haben soll. Schon seit längerem wird vermutet, dass in dem nach außen strikt abgeschotteten Land derzeit ein Machtkampf um die Nachfolge Kims tobt.

Der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen John Bolton warf Clinton vor, mit seiner Reise das Regime aufgewertet zu haben. Er habe Nordkorea für "übles Verhalten" belohnt, sagte der Konservative dem US-Sender Fox News. Das würde bei anderen "Schurkenstaaten" nicht ohne Auswirkung bleiben. Clintons Reise sei nicht weit entfernt von der Bereitschaft, "mit Terroristen zu verhandeln".

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen