Kritik an Anordnung in NRW Risikogruppen-Lehrer müssen in Prüfungen
13.05.2020, 18:13 Uhr
Lehrer, die zur Corona-Risikogruppe gehören, müssen in NRW bei den mündlichen Abschlussprüfungen anwesend sein.
(Foto: imago images/Belga)
Rund ein Viertel der Lehrer in Nordrhein-Westfalen gehört zur Corona-Risikogruppe. Nun entscheidet das Schulministerium: Auch sie müssen bei mündlichen Abschlussprüfungen anwesend sein. Der Erlass stößt auf scharfe Kritik - im Notfall will die zuständige Gewerkschaft Rechtsmittel einlegen.
Auch Lehrer, die der Corona-Risikogruppe angehören, sollen bei mündlichen Abschlussprüfungen in NRW eingesetzt werden. Das geht aus einem Erlass des Schulministeriums an die fünf Bezirksregierungen hervor: "Alle Lehrkräfte aus der Risikogruppe, d.h. Lehrer und Lehrerinnen mit Vorerkrankungen und Lehrer und Lehrerinnen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, sowie schwangere und stillende Lehrerinnen sind verpflichtet, an Verfahren zur Abnahme mündlicher Prüfungen teilzunehmen." Aus dem Düsseldorfer Ministerium hieß es dazu, es bleibe aber dabei, dass Lehrer aus der Risikogruppe nicht am Präsenzdienst teilnehmen sollen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einem "Wortbruch" und kündigte an, bei Bedarf für betroffene Lehrer Rechtsmittel einzulegen. Der Erlass sei ein "eklatanter Widerspruch" zu den bisherigen Rechtsinformationen des Schulministeriums, sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern. Laut Schulministerium lassen sich die Abstands- und Hygieneregeln bei den mündlichen Prüfungen sehr gut einhalten. Anders als im Präsenzunterricht befänden sich im Prüfungsraum in der Regel nur ein Schüler und drei Lehrkräfte. Es sei vielfach der Wunsch aus dem betroffenen Pädagogenkreis gekommen, sich an den mündlichen Abschlussprüfungen zu beteiligen.
Der Erlass gilt nur für die aktuellen Prüfungen des Schuljahrs 2019/20. Darin heißt es mit Blick auf die Risikogruppe auch: "Bei Abnahme der mündlichen Prüfungen ist auf die besondere Situation der Betroffenen Rücksicht zu nehmen." SPD-Landeschef Sebastian Hartmann monierte, der Erlass revidiere und konterkariere die bisherige Aussage von FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer, dass Angehörige von Risikogruppen nur freiwillig an den Schulen präsent sein sollten. "Dieses chaotische Hin und Her schafft kein Vertrauen bei Beschäftigten, Eltern und auch nicht bei den Schülerinnen und Schülern." Nach mehr als 20 Schulmails aus dem Ministerium mit Erlassen und Anweisungen seit Beginn der Pandemie vor neun Wochen solle CDU-Regierungschef Armin Laschet "seine Schulministerin zur Räson bringen". In NRW ist laut Statistischem Landesamt jeder neunte Lehrer 60 Jahre oder älter. Nach groben Schätzungen der GEW sind etwa ein Viertel der Lehrkräfte im bevölkerungsreichsten Bundesland der Corona-Risikogruppe zuzuordnen.
Quelle: ntv.de, agr/dpa