Beweise gegen Kampfsportlehrer verdichten sich Rizin-Spuren im Fitnessstudio
01.05.2013, 04:55 Uhr
Der verdächtige Kampfsportlehrer vor seinem Haus in Tupelo.
(Foto: AP)
Ein Giftbrief an US-Präsident Obama, um einen verhassten Bekannten zu belasten? Nach der Freilassung eines ersten Verdächtigen glaubt das FBI, dass es jetzt den tatsächlichen Absender erwischt hat. Im Fitnessstudio des 41-Jährigen findet die US-Bundespolizei Spuren des tödlichen Giftes.
Nach dem versuchten Rizinanschlag auf US-Präsident Barack Obama hat das FBI bei einem Verdächtigen in Mississippi Spuren des tödlichen Giftes nachgewiesen. Das Rizin sei an einer Staubschutzmaske und anderen Gegenständen gefunden worden, erklärte ein Ermittler in einer schriftlichen Aussage für ein Gericht.
Der verdächtige Kampfsportlehrer habe im Internet außerdem Samen bestellt, die zur Herstellung von Rizin benutzt würden. James Everett Dutschke aus der Stadt Tupelo sitzt in Haft. Eine Anhörung ist für Donnerstag geplant. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.
Die Briefe, in denen Rizin nachgewiesen wurden, waren an Obama und den Senator Roger Wicker aus Mississippi adressiert. Die beiden Schreiben konnten noch in den Poststellen abgefangen werden. Auch ein Richter in Mississippi erhielt einen Rizinbrief. Der Fund sorgte kurz nach dem Anschlag auf den Marathon in Boston für Aufregung. Rizin lähmt die Atemwege und wirkt bei Verschlucken bereits in kleinsten Dosen tödlich.
Zunächst war ein Bekannter von Dutschke, der Elvis-Imitator Paul Kevin Curtis, als Absender der giftigen Post in Verdacht geraten und angeklagt worden. Die Vorwürfe gegen ihn wurden dann aber fallengelassen. Nach Medienberichten gilt es als möglich, dass Dutschke die Briefe verschickte, um Curtis zu belasten. Demnach haben beide seit längerem Streit. Die Briefe sollen Formulierungen enthalten haben, die Curtis oft benutzt hat.
Opfer einer Intrige?
Curtis hatte am vergangenen Montag in einer gerichtlichen Anhörung den Verdacht geäußert, dass er Opfer einer Intrige sei. Er brachte in diesem Zusammenhang Dutschke ins Gespräch. Laut "New York Times" gingen die Auseinandersetzungen so weit, dass Curtis in einem Fall sogar einen Rechtsanwalt zurate zog.
Nach Angaben der "Washington Post" befehdeten sich die beiden hauptsächlich via E-Mails. Es gab aber zunächst eher verwirrende Angaben, worum es dabei konkret ging. Der Zeitung zufolge war Curtis beispielsweise wütend auf den 41 Jahre alten Dutschke, weil dieser sein Versprechen gebrochen habe, Curtis bei der Veröffentlichung eines Artikels über angeblichen Organhandel zu helfen. Das Blatt berief sich dabei auf Bekannte von Curtis.
Dutschke seinerseits gab der "Washington Post" zufolge an, sie seien vor Jahren in Streit geraten, als Curtis sich fälschlicherweise als Mitglied einer Vereinigung von Menschen mit besonders hohem Intelligenzquotienten ausgegeben habe. Er, Dutschke, habe Curtis aufgefordert, diese Behauptung von seiner Facebook-Seite zu nehmen. Andernfalls werde er gegen Curtis klagen.
Die Giftbriefe waren laut Medienberichten mit dem Satz unterzeichnet: "Ich bin KC und habe diese Botschaft gebilligt." Das ist eine Formulierung, die Politiker am Ende von politischen Werbespots verwenden um zu zeigen, dass sie hinter dem Inhalt des Spots stehen. Curtis habe diesen Satz regelmäßig auf seiner Facebook-Seite verwendet.
Der "New York Times" zufolge steht Dutschke, dessen Haus das FBI in den vergangenen Tagen durchsucht hatte, auch wegen Kindesmissbrauchs unter Verdacht. 2007 soll er sich erfolglos für einen Sitz im Repräsentantenhaus von Mississippi beworben haben. Einer der Giftbriefe sei an die Mutter seines damaligen Herausforderers, die Richterin Sadie Holland, gegangen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP