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"Katastrophaler Defätismus" Röttgen und Hofreiter: Scholz verbreitet Angst und Schrecken

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Weiß er mehr? Scholz hat jede Menge Bedenken bei Waffenlieferungen an die Ukraine.

Weiß er mehr? Scholz hat jede Menge Bedenken bei Waffenlieferungen an die Ukraine.

(Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)

Es ist eher selten, dass sich Politiker der Regierungs- und Oppositionsparteien zusammentun: Doch der CDU-Außenexperte Röttgen und Grünen-Politiker Hofreiter werfen nun gemeinsam Kanzler Scholz einen "katastrophalen Defätismus" vor.

In der Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine haben CDU-Außenexperte Norbert Röttgen und Grünen-Politiker Anton Hofreiter Bundeskanzler Olaf Scholz gemeinsam heftig kritisiert. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" werfen sie dem SPD-Politiker "katastrophalen Defätismus" sowie "dramatisch schlechte Kommunikation" vor. Mit Blick auf Scholz' Argumente gegen eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine kritisieren sie, der Kanzler verbreite in der Bevölkerung Angst und Schrecken.

Wenn Scholz behaupte, Taurus-Lieferungen machten Deutschland zur Kriegspartei, sei das "faktisch und rechtlich falsch". Zudem brüskiere dies Frankreich und Großbritannien, die bereits lieferten. Der britische Außenminister David Cameron hatte Deutschland bei der Frage zuletzt Hilfe angeboten, etwa mit einem Ringtausch, der die Bedenken des Kanzlers zerstreuen könnte. "Wenn es dann immer noch nicht geht, zeigt sich, dass alle Gründe für die Nicht-Lieferung nur vorgeschoben sind", kritisieren Röttgen und Hofreiter.

"Seit zwei Jahren wird die Lieferung jeder neuen Waffengattung von mühsamsten Diskussionen, Scheinargumenten und Angstrhetorik begleitet", schreiben Hofreiter und Röttgen in der FAZ. Schon bei den Leopard-2-Panzern sei die Botschaft an Russlands Präsidenten Wladimir Putin gewesen: "Ohne die USA geht es in Deutschland nicht." Deutschland hatte die Panzer der Ukraine zugesagt, nachdem die USA angekündigt hatten, selbst Abrams-Panzer liefern zu wollen - die Bundesregierung hatte einen Zusammenhang aber bestritten.

Auf seiner jüngsten USA-Reise habe Scholz dann vermittelt: Wenn die USA als wichtigster Unterstützer ausfielen, dann sei die Ukraine verloren. "Es ist doch unser Europa. Wir müssen es verteidigen und wenn die USA ausfallen, ihre Hilfen notfalls kompensieren", mahnen Röttgen und Hofreiter. Die Befürchtung liege nahe, dass der Krieg vor der Bundestagswahl 2025 zum Wahlkampfthema werden solle - mit der Botschaft ans Volk: "Unser Kanzler hat Euch aus dem Krieg herausgehalten."

Neuer Unions-Antrag am Donnerstag

Die Union will am Donnerstag im Bundestag erneut einen Antrag zur Abstimmung stellen, der Ukraine das Taurus-System zu liefern. Scholz lehnt die Lieferung der reichweitenstarken Raketen ab, mit der Begründung, dass Deutschland damit in den Krieg hineingezogen werden könnte. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Unions-Antrag auch von einzelnen Abgeordneten der FDP und Grünen unterstützt werden könnte.

So schließt Grünen-Politiker Hofreiter nicht aus, diesmal für einen Antrag der Unionsfraktion im Bundestag zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zu stimmen. "Ich bin noch nicht entschieden", sagte Hofreiter am Sonntag dem Nachrichtenportal "The Pioneer".

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Es gibt Anzeichen, dass dieser Antrag auch von anderen Politikern der Ampel-Koalition unterstützt werden könnte. Die FDP-Verteidigungspolitikerin Agnes Strack-Zimmermann kündigte ihre Zustimmung bereits an - ähnlich wie bei einem vergleichbaren Unionsantrag vor zwei Wochen. FDP-Vize Wolfgang Kubicki will sein Votum laut "Rheinischer Post" von der Formulierung des Antrags abhängig machen.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai warnte allerdings davor, die Diskussion zu verkürzen. Es gehe um Krieg in Europa, es gehe um sehr komplexe Sachfragen, die nicht kleinklein und parteipolitisch im Deutschen Bundestag diskutiert werden dürften, betonte er im ZDF. Zugleich versicherte er: "Es gibt keine wechselnden Mehrheiten im Deutschen Bundestag. (...) Gäbe es wechselnde Mehrheiten, wäre eine Koalition obsolet, insofern stellt sich die Frage nicht."

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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