Politik

Erwärmung auf zwei Grad begrenzen Röttgen warnt vor Klima-Desaster

Der Bundesumweltminister legt einen Tag vor Beginn des Klimagipfels in Kopenhagen die Messlatte für den Erfolg der Konferenz fest. Wenn die Erderwärmung nicht auf zwei Grad begrenzt werde, sei der Gipfel gescheitert. Röttgen warnt vor den dramatischen Folgen und fordert die Deutschen zugleich auf, selbst mehr für den Klimaschutz zu tun.

Umweltminister Röttgen empfiehlt den Deutschen, in Sachen Klimaschutz vor der eigenen Haustür zu kehren.

Umweltminister Röttgen empfiehlt den Deutschen, in Sachen Klimaschutz vor der eigenen Haustür zu kehren.

(Foto: dpa)

Unmittelbar vor dem Beginn der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vor einem Scheitern des Gipfeltreffens gewarnt. Kopenhagen könne nur dann als Erfolg gelten, wenn sich die dort anwesenden 192 Staaten auf eine Begrenzung der Erderwärmung um höchstens zwei Grad verpflichteten, sagte Röttgen der "Bild am Sonntag".

"Wenn wir so weitermachen wie bisher, wäre ein Leben auf unserem Planeten, wie wir es bisher kennen, nicht mehr möglich." Die Folgen des immer höheren Ausstoßes von Treibhausgasen seien "schlimme Naturkatastrophen" wie das Abschmelzen der Gletscher und die Überflutung ganzer Inseln.

Hoffen auf die USA

Röttgen rief die Deutschen dazu auf, wegen der Erderwärmung beim Autokauf vor allem auf die Umwelt- und Klimafreundlichkeit eines Wagens zu achten. "Wir müssen dazu kommen, dass die Bürger beim Autokauf zuerst auf Verbrauch und CO2-Ausstoß achten und erst danach auf Geschwindigkeit und PS-Zahl." Er selbst wolle sich spätestens nach dem Winter auch in Berlin ein Fahrrad anschaffen. "Damit kann man die Stadt viel besser erkunden", sagte er der Zeitung. Politik müsse zudem glaubwürdig sein. "Klimaschutz funktioniert nur, wenn alle mitmachen."

Röttgen begrüßte die geplante Teilnahme von US-Präsident Barack Obama an der Schlussphase des Kopenhagener Gipfels. "Das ist ein eindeutiges Signal, dass Obama den Erfolg will und mit allem Risiko das Gewicht seiner Person in die Waagschale wirft." Der Umweltminister sieht die USA aber auch in der Pflicht: "Obama weiß: Wenn Amerika in Kopenhagen seiner Führungserwartung nicht gerecht wird, verliert es auf Dauer seine technologische Führungsposition in der Welt." Der US-Präsident will nach Angaben eines Sprechers nicht wie ursprünglich geplant zur Eröffnungsphase nach Kopenhagen reisen, sondern zu den entscheidenden Abschlussverhandlungen am 18. Dezember.

Vorsprung durch Technik

Für Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer ist der Klimawandel auch eine industriepolitische Herausforderung. Er sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Wer jetzt nicht investiert, verschläft die Zukunft. Schließlich bieten sich in diesem Bereich in den nächsten Jahren immense Exportchancen. Daran werde ich die deutsche Automobilindustrie erinnern und sie mit guten Rahmenbedingungen unterstützen." Ramsauer rief die Gipfel-Teilnehmer auf, sich auf strenge Vorgaben zu verständigen. "Ich hoffe, dass sich die Staaten beim Weltklimagipfel in Kopenhagen auf verbindliche CO2-Grenzen einigen. Je strenger die Vorgaben in dem Kyoto-Nachfolgeabkommen ausfallen, desto besser ist es." Ehrgeizige, verbindliche Klimaziele erhöhten auch die Weltmarktchancen der deutschen Wirtschaft.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle erinnerte China an seine Verantwortung für den Umweltschutz. "Kopenhagen kann ohne China kein Erfolg sein", sagte er zu Beginn eines Peking-Besuchs. Chinas Regierung will rechtlich bindende Klimaschutzziele in Kopenhagen nicht unterschreiben. Die Regierung kündigte aber kürzlich an, dass das bevölkerungsreichste Land der Erde den Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung reduzieren will. Röttgen nahm China gegen Vorwürfe in Schutz, ein besonders schlimmer Klimasünder zu sein. "Pro Kopf gerechnet verbraucht ein Deutscher doppelt so viel und ein Amerikaner vier- bis fünfmal so viel CO2 wie ein Chinese. Trotzdem setzt China mehr als viele andere konsequent auf Klimaschutz, weil es die Folgen im eigenen Land und weil es die Chancen des technologischen Wettbewerbs sieht."

SPD fordert weitreichende Ziele

Die SPD erwartet von Kanzlerin Angela Merkel, dass sie auf dem Weltklimagipfel substanzielle Ergebnisse zustande bringt. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der "Bild am Sonntag": "Die Bundeskanzlerin muss zunächst verbindliche und weitreichende Reduktionsziele durchsetzen. Es reicht aber nicht, auf internationalem Parkett "bella figura" zu machen, sie muss es auch zu Hause umsetzen. Wenn ihr beides gelingt, hat sie auch unsere Zustimmung."

Das Klimatreffen in der dänischen Hauptstadt, das am Montag beginnt, soll bis zum 18. Dezember über ein Nachfolgeabkommen des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls beraten.

Quelle: ntv.de, AFP

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