Politik

"Diese Mauer wird fallen" Roh (Süd) bei Kim (Nord)

Nach einer Grenzüberquerung zu Fuß ist der südkoreanische Präsident Roh Moo Hyun zum zweiten gesamtkoreanischen Gipfeltreffen in Pjöngjang eingetroffen. Dort wurde Roh vom nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il empfangen. Das südkoreanische Fernsehen zeigte Bilder, wie beide nach der Begrüßung auf einem großen Platz in der nordkoreanischen Hauptstadt unter den Klängen von Marschmusik gemeinsam eine militärische Ehrengarde abschritten. Der Auftritt des als öffentlichkeitsscheu geltenden Kim kam überraschend, da er vorher nicht angekündigt worden war.

Später habe Roh während eines Treffens mit dem protokollarischem Staatsoberhaupt, Kim Yong Nam, über konkrete Maßnahmen zur Förderung einer neuen Friedensordnung für die koreanische Halbinsel gesprochen, berichteten südkoreanische Medien. Am Mittwoch sind offiziell zwei Gesprächsrunden mit Kim Jong Il geplant. Das Gipfeltreffen wurde auf drei Tage angesetzt.

Als erster Präsident Südkoreas hatte Roh am Morgen auf der Fahrt nach Pjöngjang die scharf bewachte innerkoreanische Grenze zu Fuß überschritten. Dabei überschritten Roh und seine Frau Kwon Yang Suk in der Nähe der Stadt Kaesong auf der Demarkationslinie einen gelben Streifen mit der Aufschrift "Frieden" und "Wohlstand". "Diese Linie ist eine Mauer, die unsere Nation seit einem halben Jahrhundert geteilt hat", sagte Roh. "Diese Mauer wird fallen." Er wolle sich dafür einsetzen, den Weg für Frieden und gemeinsamen Wohlstand einzuschlagen. "Die Koreaner haben angesichts dieser Grenze schon zu viel gelitten", sagte Roh vor laufender Kamera. Beim ersten Gipfeltreffen im Jahr 2000 war der damalige südkoreanische Präsident Kim Dae Jung mit dem Flugzeug angereist.

"Vor historischem Durchbruch"

Der Vorsitzende der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Hartmut Koschyk, misst dem Gipfel eine historische Bedeutung bei. Es gebe dieses Mal ganz andere internationale Rahmenbedingungen als beim innerkoreanischen Gipfel im Juli 2000, sagte der CSU-Politiker im RBB-Inforadio.

"Bei diesem Gipfel haben wir vorausgehend eine starke nordkoreanisch-amerikanische Annäherung, wir haben erhebliche Fortschritte bei den Sechs-Parteiengesprächen in Peking, und wir stehen doch sehr nahe an einem Durchbruch im Hinblick auf eine nukleare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel." Es sei deshalb nicht auszuschließen, dass die beiden Staatsführer jetzt erste Schritte für einen dauerhaften Frieden und nukleare Abrüstung präsentierten. "Wir sind deshalb vor einem historischen Durchbruch."

Völkerrechtlich noch im Kriegszustand

Korea ist als Folge des Krieges von 1950-1953 in Nord und Süd geteilt. Der Versuch eines Friedensschlusses scheiterte 1954, sodass sich beide Staaten völkerrechtlich noch im Kriegszustand befinden. Bei dem zweiten Gipfeltreffen in der Geschichte des geteilten Landes soll nach Worten Rohs über vertrauensbildende Maßnahmen, Abrüstung und die Aufnahme von Verhandlungen über einen Friedensvertrag gesprochen werden, der den Waffenstillstandsvertrag von 1953 ablösen soll.

Vor seiner Abreise erklärte Roh, er wolle auf den Ergebnissen des ersten Nord-Süd-Gipfels aufbauen und den langsamen Verlauf der Versöhnung zwischen beiden Staaten beschleunigen. Der Präsident wird auf seiner Reise von Vertretern aus Wirtschaft, Kultur und Politik begleitet.

Nordkorea erhofft sich von dem Gipfeltreffen bessere Beziehungen zwischen beiden Staaten und eine Entspannung der Lage in der Region, wie der nordkoreanische UN-Botschafter Pak Gil Yon in einem Gespräch mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York sagte. Ban, früher selbst südkoreanischer Außenminister, betonte, er hoffe, beide Politiker würden bei ihrem Treffen ein historisches Ergebnis erzielen.

Ein Hauptthema des Treffens dürfte das Atomprogramm Nordkoreas sein. Das Land hat sich im Rahmen der Sechs-Parteien-Gespräche offenbar dazu bereiterklärt, seine Atomanlagen bis Ende des Jahres zu schließen. Die Führung in Pjöngjang wolle bis dahin auch ihr Nuklearprogramm vollständig offen legen, berichteten japanische Medien.

Bei den Sechs-Parteien-Gesprächen hatten sich Vertreter der beiden Koreas, Japans, Chinas, Russlands und der USA am Sonntag auf eine Abschlusserklärung geeinigt, in der weitere Abrüstungsschritte festgehalten werden. Der Inhalt soll aber erst am Dienstag veröffentlicht werden, damit die Delegierten den Kompromiss mit ihren jeweiligen Regierungen besprechen können.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen