Ein "Missverständnis" Rot-Kreuz-Helfer sind frei
29.09.2007, 16:18 UhrDie vier in Afghanistan verschleppten Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind wieder frei. Die radikal-islamischen Taliban ließen die Männer laufen, wie das IKRK mitteilte. Bei den Entführten handelte es sich um zwei Einheimische, einen Mazedonier und einen Staatsbürger aus Birma. Sie waren am Mittwoch in der Provinz Wardak, südwestlich der Hauptstadt Kabul, verschleppt worden. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes hatte das Team eigentlich den seit Juli verschleppten deutschen Ingenieur Rudolf B. abholen sollen, allerdings fand die Übergabe der Geisel dann doch nicht statt.
"Die vorbehaltslose Freilassung unserer vier Kollegen ist eine große Erleichterung für uns und ihre Familien", erklärte der stellvertretende Leiter der IKRK-Vertretung in Kabul, Franz Rauchenstein. Ein Taliban-Vertreter sagte einem afghanischen Reporter, die Mitarbeiter des IKRK seien versehentlich für ausländische Spione gehalten worden. Nachdem der Irrtum bekannt geworden sei, habe seine Gruppe die Betroffenen wieder freigelassen.
Der mazedonische IKRK-Mitarbeiter berichtete dem afghanischen Reporter kurz vor der Freilassung, das Team sei gut behandelt worden. Er und seine Kollegen seien von den Rebellen mit Lebensmitteln und Wasser versorgt worden. Verhöre und Befragungen habe es nicht gegeben. Weil das IKRK die radikal-islamische Gruppe gut kenne, habe es auch keinen Anlass gegeben, in Angst zu verfallen, fügte er hinzu.
"Rudolf B. kann laufen"
Der Mazedonier äußerte sich den Aufzeichnungen zufolge auch zum deutschen Ingenieur: Das IKRK-Team habe Rudolf B. gesehen und mitbekommen, dass dieser laufen könne. Zum genauen Gesundheitszustand des Deutschen machte der Mazedonier keine Angaben. Auf die Frage, warum der Ingenieur nicht auch freigekommen sei, antwortete der IKRK-Mitarbeiter lediglich: "Das kann ich Ihnen nicht sagen, das ist vertraulich."
Die Taliban haben bereits dutzende Afghanen und Ausländer entführt, um das Land zu destabilisieren und die Politik der vom Westen unterstützten Regierung zu durchkreuzen. Das IKRK hat sich zur Aufgabe gemacht, in allen gewaltsamen Konflikten strikte Neutralität walten zu lassen. So konnte die Organisation im August etwa in der Krise um eine Gruppe entführter Südkoreaner in Afghanistan vermitteln.
Quelle: ntv.de