Militäreinsatz auf Jolo Rot-Kreuz-Mitarbeiter frei
19.04.2009, 09:55 UhrNach drei Monaten Geiselhaft ist ein auf den Philippinen entführter Rot-Kreuz-Mitarbeiter aus der Schweiz wieder frei. Der 38-jährige Andreas Notter konnte am Samstag nach einem Polizeieinsatz unverletzt entkommen, wie die Regierung in Manila mitteilte. Notter war Mitte Januar zusammen mit einem Italiener und einer Philippinerin auf der südphilippinischen Insel Jolo von islamistischen Rebellen verschleppt worden.
Die genauen Umstände der Befreiung lagen am Wochenende noch im Dunkeln, Auslöser war aber offenbar ein gemeinsamer Einsatz von Polizei und Militär. Nach Angaben von Innenminister Ronaldo Puno versuchten die Entführer die Absperrungen der Sicherheitskräfte rund um ihr Versteck zu durchbrechen und mussten Notter zurückgelassen. "Sie waren nicht mehr in der Lage, ihn mit zu ziehen", sagte Puno.
"Es ist alles sehr schnell gegangen, ich bin selbst noch etwas verwirrt", sagte Notter nach seiner Befreiung. "Ich bin glücklich, in Sicherheit und am Leben zu sein." Notter rief die Behörden auf, nun alles für die Rettung seines italienischen Kollegen Eugenio Vagni zu unternehmen, der noch immer in der Hand der islamistischen Abu-Sayyaf-Rebellen ist. Der 62-jährige Vagni soll an einem Leistenbruch leiden und muss dringend operiert werden. Die dritte Geisel, die Philippinerin Mary Jean Lacaba, war bereits Anfang April freigelassen worden.
"Großer Durchbruch"
Die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo begrüßte die Befreiung Notters als "großen Durchbruch". "Wir hoffen, dass uns dies zur Rettung der verbleibenden Geisel führt", hieß es in einer Erklärung. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zeigte sich "sehr erleichtert", dass Notter wieder auf freien Fuß ist. Zugleich rief die Organisation die Entführer auf, Vagni "sicher, unverzüglich und ohne Bedingungen" freizulassen.
Die islamistische Abu Sayyaf wird von den USA und der philippinischen Regierung als Teil des Terrornetzwerks El Kaida angesehen. Die Gruppe wird für eine Reihe von Bombenanschlägen auf den Philippinen sowie für eine Vielzahl von Entführungen verantwortlich gemacht. Unter anderem hatten im April 2000 Abu-Sayyaf-Rebellen 21 Menschen in ihre Gewalt gebracht, darunter die Familie Wallert aus Göttingen. Die Deutschen wurden Monate später freigelassen.
Quelle: ntv.de, mit AFP