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Probleme bremsen Hoffnungen Rückschlag bei der F-16-Kampfjet-Initiative für die Ukraine

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Ob Panzer, Artilleriemunition oder Kampfflugzeuge: Der Westen beliefert die Ukraine zwar mit Waffen, doch vieles zieht sich teilweise enorm in die Länge. Für Soldaten und Zivilisten ist das verheerend. Nun gibt es erneut ernüchternde Nachrichten vom F-16-Projekt.

Laut eines Berichts der US-Zeitung "Politico" werden bis zum Ende dieses Jahres voraussichtlich nur insgesamt 20 ukrainische F-16-Piloten ihre Ausbildung abschließen. Das Medium beruft sich dabei auf einen ehemaligen Mitarbeiter aus dem US-Verteidigungsministerium. Dieser sagte, dass dies die Hälfte der 40 Piloten darstelle, die für den Betrieb einer kompletten Staffel von 20 Jets erforderlich seien. Ein solches Geschwader könnte möglicherweise erst Ende 2025 zustande kommen, so die Quelle.

Zudem sollen die Ausbildungskapazitäten für ukrainische Piloten ein Problem sein. Die Schulungsplätze werden dringend benötigt, da die teure Ausbildung langwierig ist und Kiew mittlerweile viele feste Zusagen aus dem Westen über die Lieferung von Kampfjets hat. Im schlimmsten Fall sind für die F-16-Flugzeuge lange Zeit nicht ausreichend Piloten vorhanden.

Eines der größten Probleme aktuell: Laut "Politico" verfügt die Ukraine über 30 Piloten, die sofort mit der Ausbildung in den USA beginnen könnten. Die Vereinigten Staaten hätten Kiew jedoch mitgeteilt, es seien nicht genügend Schulplätze beim Ausbildungsprogramm in Arizona vorhanden, um mehr als zwölf Anwärter auf einmal anzunehmen. Auch in den Programmen in Dänemark und Rumänien soll es Probleme geben.

Die USA bilden dem Bericht zufolge auf mehreren Stützpunkten F-16-Piloten aus, hätten jedoch auf ihre Verpflichtungen gegenüber anderen Ländern verwiesen, die für ein Training infrage kämen. Die ukrainische Abgeordnete Sasha Ustinova sagte: "Wir verstehen, dass sie diese Verträge nicht brechen wollen, aber sie könnten ihre amerikanischen Piloten zur Ausbildung auf einen anderen Stützpunkt verlegen."

Wohl geringer F-16-Effekt in diesem Sommer

Die erste Gruppe ukrainischer F-16-Piloten hatte ihre Ausbildung in den USA jüngst abgeschlossen und sich laut US-Luftwaffe zu weiterem Training nach Europa begeben. Im Sommer sollen sie bereit sein, Kampfeinsätze gegen russische Luftstreitkräfte zu fliegen. Das niederländische Verteidigungsministerium teilte zudem im Mai mit, dass zehn ukrainische Soldaten eine Ausbildung zur Wartung von F-16-Kampfflugzeugen absolviert hätten.

Dennoch deutet mittlerweile vieles darauf hin, dass die Ukraine wohl in diesem Sommer zunächst nur wenige erste Jets zur Abwehr der russischen Invasion wird einsetzen können. Dementsprechend dürfte der Effekt, den die Kampfflugzeuge auf dem Schlachtfeld haben, vorerst gering ausfallen.

Insgesamt brauche es für eine schlagkräftige Luftwaffe etwa 160 Kampfflugzeuge, hatte der ukrainische Präsident Selenskyj im vergangenen Sommer in einem Interview im portugiesischen Fernsehen gesagt. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak sagte, es brauche "60 bis 80 F-16-Kampfjets, um den Luftraum gut abzuriegeln". Eine Zahl, die aufgrund der westlichen Zusagen realistisch erscheint - wenn es denn genügend fertig ausgebildete Piloten gibt.

Das niederländische Verteidigungsministerium hatte in jüngster Vergangenheit mitgeteilt, mindestens 24 Kampfjets liefern zu wollen, der ukrainische Präsident Selenskyj sprach in der Vergangenheit sogar von bis zu 42. Dänemark hatte 19 Flugzeuge angekündigt. Die ersten sechs sollten eigentlich um den Jahreswechsel geliefert werden, was sich jedoch auf diesen Sommer verzögerte.

Auch Norwegen und Belgien werden F-16-Jets an Kiew übergeben. Die Lieferungen aus Brüssel sollen "Ende dieses Jahres beginnen", wie die belgische Außenministerin Hadja Lahbib dem Rundfunksender Bel RTL Ende Mai sagte. Insgesamt hat Belgien 30 Kampfjets bis 2028 angekündigt.

Quelle: ntv.de, rog

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