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"Antwort auf Provokationen" Russen beginnen Atomwaffenübung nahe Ukraine

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Russland rasselt erneut mit dem atomaren Säbel. Angekündigt waren die Übungen bereits, jetzt bringt Moskau an der Grenze zur Ukraine Abschusssysteme und einen Atomsprengkopf in Bereitschaft. Putin reagiert damit auf Bemerkungen Frankreichs und Großbritanniens.

Russland hat den Beginn einer Atomwaffenübung nahe der Ukraine verkündet. Bei der Übung handele es sich um eine "Antwort auf provokative Äußerungen und Drohungen bestimmter westlicher Vertreter", erklärte das russische Verteidigungsministerium. Es werde die "Bereitschaft" der "nicht-strategischen Nuklearwaffen" getestet, um die "territoriale Integrität und Souveränität des russischen Staates" zu gewährleisten.

Das Manöver finde im Militärbezirk Süd statt, fuhr das Moskauer Ministerium fort. Dieser Bezirk grenzt an die Ukraine und umfasst Teile des Nachbarlandes, die Moskau für annektiert erklärt hat. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte Aufnahmen, auf denen Lkws zu sehen waren, die Raketen zu einem Feld brachten. Zur sehen war auch, wie auf dem Feld Abschusssysteme vorbereitet wurden. Soldaten versetzten demnach zudem ein Kampfflugzeug für den Transport eines Atomsprengkopfes in Bereitschaft

Weiter gab das Ministerium an, dies sei die "erste Phase" der Übungen, bei denen das Beladen von Trägerraketen, die Fahrt zu bestimmten Abschussorten und das Beladen von Flugzeugen mit Hyperschallraketen vom Typ Kinschal geübt werde. Der russische Militärbezirk Süd ist das Kommandozentrum für die Offensive in der Ukraine. Das Hauptquartier liegt in Rostow am Don, 60 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Militärübungen Anfang Mai angeordnet, nachdem eine Reihe westlicher Erklärungen in Moskau für Unmut gesorgt hatte. Russische Vertreter wiesen auf Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hin, wonach NATO-Länder die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht ausschließen sollten. Auch verwiesen sie auf die Bemerkung des britischen Außenministers David Cameron, dass Kiew das Recht habe, westliche Raketen auf russisches Territorium abzufeuern.

Angekündigt hatte Russland eine Übung seiner taktischen Nuklearstreitkräfte am Montag. Es war das erste Mal, dass Russland öffentlich eine solche Übung ankündigte, obwohl seine strategischen Atomstreitkräfte regelmäßig Manöver ansetzen. Taktische Atomwaffen haben eine geringere Sprengkraft als die massiven Sprengköpfe, mit denen Interkontinentalraketen bestückt werden. Zu den taktischen Nuklearwaffen, die für den Einsatz auf dem Schlachtfeld bestimmt sind, gehören Sprengköpfe für Kurzstreckenraketen und Artilleriemunition.

Atomwaffenübung als Warnung an den Westen

Die Ankündigung schien eine Warnung an die westlichen Verbündeten der Ukraine zu sein, sich nicht noch stärker in den seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg einzumischen. Der französische Präsident Emmanuel Macron bekräftigte in der vergangenen Woche, dass er die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht ausschließe. Der britische Außenminister David Cameron sagte, die ukrainischen Streitkräfte könnten britische Raketen mit größerer Reichweite einsetzen, um Ziele in Russland anzugreifen. Der Kreml bezeichnete die Äußerungen als gefährlich.

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Am Montag bekräftigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass solche Aussagen die Übungen ausgelöst hätten. "Das ist eine neue Eskalationsstufe." Solche beispiellosen Aussagen erforderten spezielle Maßnahmen. Das russische Außenministerium bestellte die Botschafter Großbritanniens und Frankreichs ein. Falls die Ukraine russisches Territorium mit britischen Waffen angreife, könnten britische Militäranlagen und Ausrüstungen auf ukrainischem Gebiet und anderswo angegriffen werden, drohte das Ministerium anschließend. Der britische Botschafter solle "über die unvermeidbaren katastrophalen Folgen solcher feindseligen Schritte Londons nachdenken."

Der stellvertretende Vorsitzende im russischen Sicherheitsrat, Dmitri Medwedew, der für seine drastischen Drohungen bekannt ist, warnte davor, dass Macron und Cameron mit solchen Äußerungen die atomar bewaffnete Welt in eine Katastrophe steuerten. Russland hatte bereits im vergangenen Jahr auf westliche Unterstützung der Ukraine mit nuklearem Säbelrasseln reagiert. Nachdem Großbritannien angekündigt hatte, der Ukraine panzerbrechende Granaten mit abgereichertem Uran zu liefern, erklärte Putin im März 2023, er beabsichtige, taktische Atomwaffen auf dem Territorium des ukrainischen Nachbarn Belarus aufzustellen.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/AP

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