FSB erhält völlige Internetkontrolle Russische Spione dürfen im Netz bald alles
21.10.2013, 13:41 Uhr
"FSB" steht in blutroten Lettern auf diesem Protestplakat mit Putins Konterfei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ob Homophobie-Gesetz oder die Verfolgung Andersdenkender: Peu a peu entwickelt sich Russland unter Präsident Putin nach Meinung der Opposition zum Überwachungsstaat. Der Inlandsgeheimdienst FSB soll nun sogar die totale Kontrolle über das Internet erhalten.
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB erhält bald völligen Zugriff auf die Internet- und Telefonverbindungen des Riesenreichs. Der FSB könne vom 1. Juli 2014 an alle IP- und Telefonnummern sowie Email-Adressen kontrollieren und zudem Daten aus sozialen Netzwerken, Internettelefonaten und Chats abgreifen, schreibt die Moskauer Zeitung "Kommersant". Präsident Wladimir Putin war einst selbst Geheimdienstchef.
Die Opposition wirft dem früheren KGB-Offizier vor, einen Überwachungsstaat nach sowjetischem Vorbild errichten zu wollen. Er hatte den Geheimdienst mit immer neuen Kompetenzen ausgestattet. Zudem wurde die Gehälter der Führungsebene deutlich erhöht. FSB-Chef Alexander Bortnikow soll künftig ebensoviel verdienen wie der französische Präsident.
Telekommunikationsanbieter kritisierten das Vorhaben als Verstoß gegen die Verfassung. Das zuständige Kommunikationsministerium teilte hingegen mit, es gebe keine grundlegenden Änderungen an der bestehenden Gesetzgebung.
"Anständige und normale" Seiten sollen kein Problem sein
Bereits seit 2008 müssten Anbieter alle Daten speichern, die dann in den Rechnerverbund Sorm eingespeist würden, zitierte die Agentur Itar-Tass einen namentlich nicht genannten Ministeriumsmitarbeiter. Parlamentarier und kremlnahe Experten betonten, es gebe keinen Anlass zur Besorgnis. Die neue Initiative diene der Sicherheit des Landes.
Kein Internetnutzer habe etwas zu befürchten, falls er "anständige und normale" Seiten aufrufe, sagte der Abgeordnete Alexander Chinschtejn von der Regierungspartei Geeintes Russland. Bisher durften in Russland Daten nur auf Anforderung herausgegeben werden.
Dem Parlament liegt zudem ein Gesetzentwurf vor, nach dem der Geheimdienst auf der Suche nach Organisatoren von Cyberattacken sowie terroristischen und extremistischen Gruppen soziale Netzwerke nutzen darf. Des weiteren plant der FSB nach Angaben des Geheimdienstexperten Andrej Soldatow bereits bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Schwarzmeerort Sotschi, die Kommunikation von Athleten und Zuschauern komplett zu überwachen.
Quelle: ntv.de, dpa