Politik

Der Kriegstag im Überblick Russland "verdreifacht" Angriffe im Donbass - USA und Niederlande kaufen Sowjetpanzer

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Zerstörtes Hausdach im Donbass. Ein ukrainischer Militär spricht von 80 russischen Angriffen am Tag in der Region.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Die Ukraine meldet heftige Gefechte um Bachmut und weitere Städte im Donbass. In der russischen Armee können von nun an auch verurteilte Schwerverbrecher kämpfen. Die G7-Staaten sowie China warnen derweil im Einklang vor einer nuklearen Eskalation. Der 254. Kriegstag im Überblick.

Ukraine: Russland "verdreifacht" Angriffe im Osten

Die ukrainische Armee berichtet von schweren Kämpfen mit russischen Truppen im Donbass. Schwerpunkte seien die Städte Bachmut und Awdijiwka, sagte Serhij Tscherewatyj, Sprecher der Armeegruppe im Osten des Landes, im ukrainischen Fernsehen. "Der Feind setzt seine Sturmangriffe fort und schießt mit allen Arten von Rohrartillerie, Mehrfachraketenwerfern, Panzern und Mörsern", sagte der Offizier.

Die Militärangaben sind nicht unabhängig überprüfbar. Aber auch der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj berichtete dem NATO-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli am Telefon, Russland habe seine Angriffe verdreifacht. Er sprach von bis zu 80 Angriffen täglich. Die Lage an der Front sei "angespannt, aber unter Kontrolle", teilte Saluschnyj auf Telegram mit.

Beschuss auf Saporischschja

Auch die Großstadt Saporischschja wurde nach Angaben der Gebietsverwaltung mit russischen Raketen aus dem Flugabwehrsystem S-300 beschossen. Über dem Gebiet Dnjepropetrowsk gelang es den Ukrainern nach eigenen Angaben, acht russische Drohnen iranischer Bauart abzuschießen. Eine solche Drohne wurde auch über dem Gebiet Lwiw im Westen des Landes abgefangen.

Putin: Zivilisten sollen raus aus Cherson

Im Süden des Landes ist die Ukraine weiter auf dem Vormarsch. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete an, dass Zivilisten die südukrainische Region Cherson verlassen sollen. Alle, die in Cherson lebten, sollten aus dem gefährlichen Gebiet herausgebracht werden, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA Putin. Die Zivilbevölkerung sollte "nicht leiden". Das ukrainische Außenministerium beklagte dagegen Deportationen ihrer Bürger durch Russland. Ähnliche "Abschiebungen" wie in Cherson würden "auch in den Regionen Saporischschja, Luhansk und Donezk sowie auf der Krim vorgenommen", hieß es.

Schwerverbrecher sollen für Russland kämpfen

Putin unterzeichnete ein Gesetz, wonach Schwerverbrecher eingezogen werden können. Mörder, Räuber und andere Kriminelle, die schwere Straftaten begangen haben, können nun mobilisiert werden. Vor diesem Gesetz war es verboten, solche Bürger einzuberufen. Einige Kategorien von Straftätern können jedoch weiterhin nicht mobilisiert werden. Darunter sind unter anderem Sexualverbrecher an Kindern, Geiselnehmer, sowie Menschen, die unter Verdacht von Terrorismus, Hochverrat oder Spionage stehen. Die Neuregelung bezieht sich auf Gefangene, die weniger als acht Jahre wegen schwerer Verbrechen einsaßen, sowie solche, die weniger als zehn Jahre wegen besonders schwerer Verbrechen in Haft waren.

Briten: Russische Armee macht Jagd auf Deserteure

Russland soll Teile seiner Truppen abgestellt haben, um Deserteure aufzuhalten und sogar zu erschießen, meldete das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse. "Aufgrund der niedrigen Moral und der mangelnden Bereitschaft zu kämpfen, haben die russischen Streitkräfte wahrscheinlich damit begonnen, 'Sperrtruppen' oder 'Blockadeeinheiten' aufzustellen", hieß es im täglichen Update des Ministeriums zum Ukrainekrieg. Nach Einschätzung der Experten ist deren Aufgabe, Soldaten, die sich zurückziehen oder gar desertieren wollen, aufzuhalten. Ihnen solle zunächst nur gedroht werden, um sie von der Flucht abzuhalten. Wenn sie sich weiterhin weigerten zu kämpfen, könnten sie demnach erschossen werden.

Medwedew wütet gegen geflohene Russen

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat die nach der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine aus Russland geflohenen Bürger als "feige Verräter" beschimpft. "Feige Verräter und gierige Überläufer sind in ferne Länder geflohen - mögen ihre Gebeine in der Fremde verrotten", schrieb Medwedew im Onlinedienst Telegram. "Wir wurden von einigen verängstigten Partnern im Stich gelassen - wen kümmert das schon", fügte der ehemalige Präsident hinzu und betonte, Russland sei ohne diese Menschen "stärker und sauberer".

G7 und China warnen vor nuklearer Eskalation

Die G7-Runde warnte Russland vor einer weiteren Eskalation des Kriegs und verurteilte insbesondere Atomdrohungen durch Präsident Putin. "Russlands unverantwortliche nukleare Rhetorik ist inakzeptabel. Jeder Einsatz von chemischen, biologischen oder nuklearen Waffen durch Russland würde schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen", warnten die Außenministerinnen und Außenminister der G7 bei ihrem Treffen in Münster.

Angesichts der gefährlichen Rhetorik schloss sich selbst China dem Westen mit Warnungen vor einer nuklearen Eskalation an. Die internationale Gemeinschaft solle sich dafür einsetzen, "dass Atomwaffen nicht eingesetzt werden können und nukleare Kriege nicht gekämpft werden dürfen", sagte Staats- und Parteichef Xi Jinping in einem Gespräch mit Kanzler Olaf Scholz.

Buschmann ist in Kiew

Bundesjustizminister Marco Buschmann ist zu einem Besuch in der Ukraine eingetroffen. "Wir stehen heute an der Seite der Ukraine und wir werden es auch in Zukunft tun", sagte der FDP-Politiker bei der Ankunft auf dem Bahnhof in der Hauptstadt Kiew. Auf dem Programm stehen Gespräche mit der Regierung und Menschenrechtlern. Schwerpunkt soll die internationale Strafverfolgung von Kriegsverbrechen sein. Dabei will Deutschland Unterstützung leisten. Außerdem soll es um Pläne für eine Zusammenarbeit im Justizbereich gehen, auch mit Blick auf einen Beitritt der Ukraine zur EU.

USA schnüren neues militärisches Hilfspaket

Die USA stellen der Ukraine weitere Militärhilfen im Wert von 400 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Das kündigt das US-Verteidigungsministerium in Washington an. Zu dem neuen Paket gehören 45 generalüberholte T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart, sagt die Vize-Sprecherin des Pentagons, Sabrina Singh. Die Panzer kämen aus Tschechien. Die Niederlande wiederum stellen ebenfalls 45 Panzer dieses Typs bereit.

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Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP/rts

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